© Kateryna Babenko
Zwei Jahre nach dem Beginn des russischen Angriffs bleibt die Ukraine im Fokus der Stiftung EVZ. Ein zentrales Anliegen ist es, die Überlebenden der NS-Verfolgung zu unterstützen, die aufgrund ihres hohen Alters und des erfahrenen Unrechts besonders schutzbedürftig sind.
Mit einer Bewilligungssumme von 4,4 Millionen Euro unterstützt die Stiftung 2024 bis heute (März 2025) Projekte für Ukrainer:innen in verschiedenen Förderprogrammen. Die Stiftung EVZ steht an der Seite von Staat und Zivilgesellschaft der demokratischen Ukraine. Lesen Sie hier mehr über die Aktivitäten der Stiftung EVZ für die Ukraine.
Die Zerstörung von Archiven, Bibliotheken und Museen durch den Krieg zielt darauf ab, die ukrainische Kultur und dadurch die nationale Identität zu schwächen und das historische Gedächtnis der ukrainischen Nation auszulöschen. Mit dem neuen Förderprogramm YeMistechko – ein Ort für alle in der Ukraine will die Stiftung EVZ dagegenwirken. Im Programm werden ukrainische Kulturinstitutionen dabei unterstützt, sich in Orte der Begegnung und des Zusammenlebens zu verwandeln. Die Orte erreichen diverse Zielgruppen wie Minderheiten (Judinnen:Juden, Rom:nja), NS-Überlebende, Veteran:innen, Binnenvertriebene und zurückkehrende Geflüchtete.
SpilnoHub - Dritter Ort in der Jugendbibliothek der Stadt Dnipro
© Aliona Vovk
Die russische Geschichtsdeutung hat Jahrzehnte lang den deutschen fachlichen und – als Folge – gesellschaftlichen Diskurs beherrscht. Mit der Veranstaltungsreihe EVZ-Conversations trägt die Stiftung dazu bei, andere Perspektiven auf die Geschichte, vor allem die ukrainische, zu berücksichtigen.
Mit dem Förderprogramm local.history unterstützt die Stiftung lokal und regional aktive Geschichtsinitiativen aus Mittel- und Osteuropa, somit auch in der Ukraine. Gefördert werden Projekte, die sich thematisch mit Orten, Personen und Ereignissen der NS-Geschichte auseinandersetzen. Ziel ist es, wenig bekannte Themen der NS-Geschichte sichtbar zu machen.
Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg haben sich am 9. März 2022 mehrere Gedenkstätten, Museen, Vereine und historische Initiativen aus ganz Deutschland zu einem Netzwerk verbündet. Sein Ziel ist es, Spenden in Deutschland zu sammeln, um den Überlebenden der NS-Verfolgung, ihren Angehörigen sowie Kolleg:innen in der Ukraine direkt zu helfen. Mit 822.200 Euro an Spenden und Drittmitteln konnten wir bisher 5.838 Mal Überlebende der NS-Verfolgung mit finanzieller Soforthilfe und dringend benötigten Hilfsgütern unterstützen. 935 Mal konnten wir Angehörige und Fachkolleg:innen unterstützen. 183 Überlebende der NS-Verfolgung erhalten eine monatliche Patenschaft (Stand November 2024).
Die Koordinierung des Hilfsnetzwerks wird vom Berliner Verein „Kontakte-Kontakty“ übernommen und durch die Stiftung EVZ gefördert.
Tetiana Radyvylovska wurde als Jugendliche zur Zwangsarbeit verschleppt
© Anna Yatsenko / After Silence.
Trotz ihres hohen Alters und gesundheitlicher Einschränkungen entscheiden sich viele NS-Überlebende in der Ukraine bewusst gegen eine Evakuierung – selbst in stark umkämpften Gebieten. Das Förderprogramm My Porutsch (deutsch: „Wir sind da!“) unterstützt diese besonders vulnerable Gruppe weit über die humanitäre Hilfe hinaus. Seit 2024 nehmen NS-Überlebende an Aktivitäten lokaler Dritter Orte im Förderprogramm YeMistechko teil, wo sie die Möglichkeit erhalten, das gesellschaftliche Leben aktiv mitzugestalten.
Auch die LGBTQ-Community leidet unter den Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Viele Mitglieder der Community haben ihre Arbeitsplätze verloren und sind mit erheblicher Unsicherheit konfrontiert. Unser Regranting-Programm zielt darauf ab: Mit Stiftungsmitteln unterstützt die ILGA-Europe die Community mit langfristiger und flexibler Förderung sowie enger Begleitung beim Kapazitätsaufbau. Das strategische Ziel besteht darin, dass die Projektträger die gesamte LGBTIQ-Bewegung der Ukraine beeinflussen und selbst stärker werden.
Insgesamt werden 14 Projekte in Mittel- und Osteuropa mit knapp 500.000 Euro gefördert.
Die Minderheit der Rom:nja lebt in der Ukraine häufig unter prekären Bedingungen, sie wird oft diskriminiert und ausgegrenzt. Rom:nja sind daher von den Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine besonders betroffen. Das Förderprogramm Latscho Diwes 2.0 (Guten Tag auf Romanes) verbessert die Lage der Überlebenden des Genozids an den Rom:nja, stärkt lokale Gemeinden, Selbstorganisationen und gesellschaftliche Teilhabe und fördert ihre Erinnerungskultur.
Jugendliche der Roma-Gemeinschaft in Uzhhorod
© Viktor Tschowka
Seit 2014 fördert die Stiftung EVZ über die Programme MEET UP! und JUGEND erinnert international Jugendprojekte in und mit der Ukraine – mit dem Ziel, die internationale Vernetzung, historisch-politische Bildung, und Jugendbeteiligung zu stärken. Die Initiativen thematisieren die Folgen des russischen Angriffskriegs, Fluchterfahrungen von NS-Verfolgten, Zwangsarbeit und den Genozid an den Rom:nja. Teilnehmende werden so zu Multiplikator:innen und Aktivist:innen ausgebildet, um Erinnerungskultur zu bewahren und Wandel voranzutreiben.
Die Vereinigung ukrainischer Aktivist: innen in Berlin Vitsche repräsentiert die ukrainische Stimme in Deutschland. Ihr 2023 bis 2024 laufendes Projekt zielt darauf ab, das Bewusstsein der deutschen Gesellschaft für das drängende Problem der Deportation ukrainischer Kinder aus den vorübergehend besetzten Gebieten der Ukraine sowie Menschenrechtsverletzungen zu schärfen. Die NGO informiert die breite Öffentlichkeit über dieses Anliegen mithilfe einer Medienkampagne: neben einer Diskussionsrunde informieren Videos und Plakate über das Thema.
Von 2022 bis 2024 wird das Vidnova-Fellowship-Programm durchgeführt, um ukrainische zivilgesellschaftliche Akteur: innen im Exil und im Land vor Ort zu unterstützen. Dank des Stipendiums können sich Aktivist:innen weiterhin für Menschenrechte, Demokratie und Partizipation in der Ukraine engagieren und gleichzeitig Verbindungen mit neuen Partnerorganisationen im Ausland knüpfen.
In der Rubrik “Drei Fragen an …” erzählen die Vidnova-Stipendiat:innen von ihren Erfahrungen im Fellowship-Programm.
Was hält eine Gesellschaft zusammen, wenn Bomben fallen? In Zeiten multipler Krisen rückt die dramatische Lage der ukrainischen Gesellschaft oftmals in den Hintergrund. Wir richten mit der Podcast-Reihe „Trümmer & Träume“ den Fokus auf die Situation der Menschen vor Ort – und ihren unermüdlichen Einsatz für ein solidarisches und demokratisches Miteinander. Host Ira Peter spricht in vier Folgen mit NS-Überlebenden, Museumsleiter:innen, die Kunstwerke vor Raketen schützen, mit jungen Menschen, die Brücken zwischen Deutschland und der Ukraine bauen, und mit Aktivist:innen der Rom:nja-Community, deren Stimmen oft ungehört bleiben.
Mehr Informationen zum Podcast.
Schreiben Sie an standwithukraine@stiftung-evz.de