Im September 2022 startete ein neues gemeinsames Vorhaben der Conference on Jewish Material Claims Against Germany (Claims Conference), der Stiftung EVZ und des Bundesministeriums der Finanzen (BMF): das Förderprogramm Holocaust Education. Im Rahmen der „Folgeaufgaben der Wiedergutmachung an Opfer der NS-Verfolgung“ werden finanzielle Mittel vom Deutschen Bundestag für das Vorhaben freigegeben und der Stiftung EVZ bzw. der Claims Conference über das BMF bereitgestellt.
Antisemitische Angriffe sind in den letzten Jahren in Deutschland und weltweit gestiegen. Mit der Covid-19-Pandemie traten neue Verschwörungserzählungen in Erscheinung, in denen antisemitische Mythen einen zusätzlichen Aufwind erfuhren. Zeitgleich nimmt das Wissen über den Holocaust dramatisch ab, wie Studien aus verschiedenen Ländern zeigen. Durch das Ende der Zeitzeugenschaft des Holocaust in den kommenden Jahren wird diese Situation verschärft.
Angesichts dieser Herausforderungen wurde das Förderprogramm „Holocaust Education“ ins Leben gerufen. Es umfasst sowohl ein- als auch mehrjährige Projekte, die von internationalen Organisationen weltweit durchgeführt werden. Sie widmen sich der Holocaust Education, also Lehren und Lernen zum Holocaust, aus opferzentrierten Perspektiven in vielfältiger Weise und umfassen unter anderem die Digitalisierung und Veröffentlichung von Dokumenten wie Zeitzeugnissen von Überlebenden des Holocaust, Forschungs- und Ausstellungsprojekte, Weiterbildungsprogramme für Lehrende und Bildungsprojekte für Schüler:innen sowie weitere Zielgruppen.
Projektanträge können ausschließlich über die Website der Claims Conference gestellt werden.
Hinweis: Die Einreichfrist für das Kalenderjahr 2025 war der 1. März 2024.
Der internationale Beirat entscheidet über Projektvorschläge, die von der Jewish Claims Conference vorgelegt werden.
Eva-Maria Meyer, Ministerialdirigentin, Bundesministerium der Finanzen (Vorsitzende des Beirates)
Prof. Michael Berenbaum, Direktor des Sigi Ziering Institute und Distinguished Professor of Jewish Studies an der American Jewish University
Zvi Inbar, ehemaliger Berater für Mittelvergabe, Jewish Claims Conference Jerusalem
Prof. Dr. Martin Lücke, Universitätsprofessor Didaktik der Geschichte an der Freien Universität Berlin
Steve Schwager, ehemaliger CEO und Vize-Präsident des American Jewish Joint Distribution Committee
Patrick Siegele, Bereichsleitung Holocaust Education beim OeAD – Österreichs Agentur für Bildung und Internationalisierung
Wir stellen Ihnen hier einige Projekte vor, die durch das Programm Holocaust Education gefördert werden.
Die Fondazione Istituto Di Letteratura Musicale Concentrazionaria widmet sich Musik, die während des Holocausts in Konzentrationslagern komponiert wurde. Primärquellen werden gesammelt, Musikstücke aufgezeichnet und transkribiert. Auch eine Publikation und digitale Datenbank entstehen.
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Die Gedenkstätte für Zhanis Lipke, der während des Holocaust Juden:Jüdinnen rettete, befindet sich in seinem alten Wohnhaus. Im geförderten Bildungsprogramm Silent Heros der Gedenkstätte werden Unterrichtsmaterialen und Kurzfilme über lettische Retter:innen produziert.
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Im Projekt des Testimony Theater „To Tell in Order to Live“ treffen sich Schüler:innen mit Überlebenden des Holocaust und Vertreter:innen der zweiten Generation, die ihre persönlichen Geschichten teilen. Auf dieser Grundlage entstehen Theaterstücke, die gemeinsam aufgeführt werden.
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Parallel Stories Cultural Organization entwickelt ein interaktives Augmented-Reality-Erlebnis. User:innen können im jüdischen Stadtteil von Budapest mit ihren Mobilgeräten Überblendungen von Archivbildern, Hologramme und 3D Animationen sehen. Damit wird sonst Unsichtbares sichtbar.
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Wohnzimmergespräche mit Überlebenden des Holocaust – die veranstaltet Zikaron BaSalon. Durch den Podcast Living Room Conversations, Veranstaltungen zur Reichspogromnacht und vieles mehr wird das Vorhaben von internationalem Austausch und würdevollem Erinnern erweitert.
Das Jewish Cultural Historical Museum erstellt drei Ausstellungen: über Curaçao im Zweiten Weltkrieg, George Maduro – dem jüdischen Widerstandskämpfer aus Curaçao – sowie über die Geschichte von Anne Frank.
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Das National WWII Museum hat das „Liberation Pavilion“ mit zwei geförderten Ausstellungen eröffnet: And then They Came for Me, thematisiert das Leben im Untergrund sowie die Befreiung der Lager und das Liberation Theater, das Zeitzeugnisse von Überlebenden und Befreier:innen zeigt.
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Das Center for Jewish Art dokumentiert und erforscht jüdische visueller Kultur. Für die Entwicklung einer Datenbank, die alle Holocaust-Denkmäler erfasst, wird die Pilotphase gefördert. Dadurch wird ebenso der Stand vorhandener Gedenk- und Erinnerungsstätten dokumentiert.
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Die Stiftung Digitalprojekt zur Wiederherstellung jüdischer Kulturgüter fördert die Dokumentation, Sammlung und Bildung zu jüdischen Kulturgütern, die von Nationalsozialist:innen und ihren Verbündeten geraubt wurden. Dafür wird die Vervollständigung der Datenbank und Forschung gefördert.
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Das Leo Baeck Institut hat die zweite Staffel ihres Podcasts Exile produziert. Er basiert auf den Zeugnissen von Jüdinnen:Juden, die vor dem Zweiten Weltkrieg in Kanada, den USA und Deutschland gelebt haben und ihrer Sicht auf wachsenden Antisemitismus und Faschismus.
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Sie haben Fragen oder Anregungen zum Förderprogramm Holocaust Education? Bitte kontaktieren Sie holocaust-education@stiftung-evz.de.