Holocaust Education

Im September 2022 startete ein neues gemeinsames Vorhaben der Conference on Jewish Material Claims Against Germany (Claims Conference), der Stiftung EVZ und des Bundesministeriums der Finanzen (BMF): das Förderprogramm Holocaust Education. Im Rahmen der „Folgeaufgaben der Wiedergutmachung an Opfer der NS-Verfolgung“ werden finanzielle Mittel vom Deutschen Bundestag für das Vorhaben freigegeben und der Stiftung EVZ bzw. der Claims Conference über das BMF bereitgestellt.

Aktuelle Herausforderungen und Bedarfe

Antisemitische Angriffe sind in den letzten Jahren in Deutschland und weltweit gestiegen. Mit der Covid-19-Pandemie traten neue Verschwörungserzählungen in Erscheinung, in denen antisemitische Mythen einen zusätzlichen Aufwind erfuhren. Zeitgleich nimmt das Wissen über den Holocaust dramatisch ab, wie Studien aus verschiedenen Ländern zeigen. Durch das Ende der Zeitzeugenschaft des Holocaust in den kommenden Jahren wird diese Situation verschärft.

Förderung

Angesichts dieser Herausforderungen wurde das Förderprogramm „Holocaust Education“ ins Leben gerufen. Es umfasst sowohl ein- als auch mehrjährige Projekte, die von internationalen Organisationen weltweit durchgeführt werden. Sie widmen sich der Holocaust Education, also Lehren und Lernen zum Holocaust, aus opferzentrierten Perspektiven in vielfältiger Weise und umfassen unter anderem die Digitalisierung und Veröffentlichung von Dokumenten wie Zeitzeugnissen von Überlebenden des Holocaust, Forschungs- und Ausstellungsprojekte, Weiterbildungsprogramme für Lehrende und Bildungsprojekte für Schüler:innen sowie weitere Zielgruppen.

Projektanträge können ausschließlich über die Website der Claims Conference gestellt werden.
Deadlines für die Antragstellung sind der 1. April (Beginn der Förderung frühestens im darauffolgenden Januar) und der 1. Oktober (Beginn der Förderung frühestens im darauffolgenden Juli).

Beirat

Der internationale Beirat entscheidet über Projektvorschläge, die von der Jewish Claims Conference vorgelegt werden.

Eva-Maria Meyer, Ministerialdirigentin, Bundesministerium der Finanzen (Vorsitzende des Beirates)
Prof. Michael Berenbaum, Direktor des Sigi Ziering Institute und Distinguished Professor of Jewish Studies an der American Jewish University
Zvi Inbar, ehemaliger Berater für Mittelvergabe, Jewish Claims Conference Jerusalem
Prof. Dr. Martin Lücke, Universitätsprofessor Didaktik der Geschichte an der Freien Universität Berlin
Steve Schwager, ehemaliger CEO und Vize-Präsident des American Jewish Joint Distribution Committee
Patrick Siegele, Bereichsleitung Holocaust Education beim OeAD – Österreichs Agentur für Bildung und Internationalisierung

Partnerporträts

  • Holocaust Education

    1951 wurde die Claims Conference als Zusammenschluss von 23 internationalen jüdischen Organisationen gegründet, um mit der deutschen Regierung Entschädigungen für die Verbrechen während des Holocaust zu verhandeln. Ergebnis war das Luxemburger Abkommen, das 1952 zwischen der Claims Conference, Israel und der deutschen Regierung vereinbart wurde. Seitdem vertritt die Claims Conference in den regelmäßigen Verhandlungen mit dem BMF die jüdischen Interessen weltweit mit Ausnahme Israels.

  • Holocaust Education

    Das Bundesministerium der Finanzen übernahm mit der Unterzeichnung des Luxemburger Abkommens am 10. September 1952 die Verantwortung Deutschlands für die nationalsozialistischen Verbrechen. Bis heute erfolgen Zahlungen an Überlebende des Holocaust durch die Bundesregierung. Mit dem in einigen Jahren bevorstehenden Ende der Zeitzeugenschaft wird eine Fokussierung auf die Förderung historischer Lehren aus dem und Erinnern an den Holocaust einher gehen.

  • Holocaust Education

    Auftrag der Stiftung EVZ ist es, die Erinnerung an das Unrecht der nationalsozialistischen Verfolgung lebendig zu halten und sich für Menschenrechte und Völkerverständigung einzusetzen. Sie fördert im Rahmen von Förderprogrammen Projekte besonders in Mittel- und Osteuropa, Israel sowie in Deutschland. Im Förderprogramm Holocaust Education ist die Stiftung EVZ aufgrund ihrer langjährigen Expertise in dem Bereich mit der administrativen wie kommunikativen Begleitung des Vorhabens betraut.

Ausgewählte Projekte

  • POLIN Museum der Geschichte der polnischen Juden

    Wie ging es der jüdischen Zivilbevölkerung im Warschauer Ghetto während des Aufstandes im April 1943? Sie versteckten sich in Bunkern und widersetzten sich den Aufrufen zur Deportation, die in den Tod führen sollten. Ihr stiller Akt des Widerstands war ebenso wichtig wie der bewaffnete Kampf. Das Warschauer POLIN Museum erzählt in der Sonderausstellung ihre Geschichten. Die Ausstellungsmacher:innen konzentrierten sich auf Aufzeichnungen aus Tagebüchern, die während des Aufstands entstanden sind. Diese Worte sind oft alles, was überlebt hat, die einzige Spur, die von den Menschen geblieben ist.

  • Melbourne Holocaust Museum

    Das Melbourne Holocaust Museum plant den Bau einer Dauerausstellung des Kindermuseums für Besucher:innen im Alter von 10 bis 14 Jahren. Die Ausstellung vermittelt wesentliche Aspekte zum Holocaust wie das Aufkommen des Antisemitismus, das Leben unter der Naziherrschaft, das Überleben im geheimen Unterschlupf und den Wiederaufbau eines neuen Lebens nach dem Holocaust. Anhand von Objekten und Multimedia werden die Geschichten von sieben in Melbourne lebenden Holocaust-Überlebenden vorgestellt.

  • Jewish Claims Conference

    Im Rahmen der Holocaust Awareness Knowledge Study werden Erwachsene, Millennials und die Generation Z in den Niederlanden über ihr Wissen zum Holocaust sowie dessen Wahrnehmung befragt. Die Studie umfasst das Faktenwissen, die persönliche Verbindung zum Holocaust, die Wahrnehmung des Holocaust im Allgemeinen und in den sozialen Medien sowie den Antisemitismus und Neonazismus in den Niederlanden. Die Forschungsergebnisse werden mit den bereits existierenden Holocaust Awareness and Knowledge Studies in den USA, Kanada, Österreich, Frankreich und Großbritannien verglichen.

  • Mémorial de la Shoah

    Die Gedenkstätte Mémorial de la Shoah in Paris führt ein Fortbildungsseminare für Bildner:innen aus der Ukraine und Osteuropa durch. Die Fortbildung für die osteuropäischen Pädagog:innen findet in Warschau statt und richtet sich an Lehrende aus Warschau, Moskau, Helsinki, Prag, Bratislava, Budapest, Bukarest und Vilnius. Das Seminar in Kyiv wird sich mit den aktuellen Herausforderungen im Bildungsbereich zum Thema Holocaust befassen.

Themenkanal

  • Auf diesem Themenkanal teilen wir hier und auf anderen Portalen zukünftig Interviews, Debatten und Berichte, die sich mit Aspekten und Diskursen der Holocaust Education beschäftigen. Den Aufschlag macht ein Beitrag über das Fotoprojekt „Humans of the Holocaust“ von Erez Kaganovitz. Wir haben mit ihm über seine Art Überlebende zu fotografieren und seinen Blick auf Holocaust Education gesprochen.

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Kontakt

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