Latscho Diwes

Das Programm richtet sich an Überlebende des Genozids an den Rom:nja in der Republik Moldau und der Ukraine. Die Stiftung EVZ ermöglicht ihnen Zugang zu medizinischen, sozialen und anderen Leistungen. Bis vor Kurzem zählten die Überlebenden des Genozids an den Rom:nja zu den „vergessenen Opfern“ der NS-Verfolgung. Sowohl in ihren Heimatländern als auch international gibt es für sie kaum Unterstützung.

Diese Ziele sollen mit verschiedenen Projektaktivitäten erreicht werden:

Für die unmittelbaren Bedürfnisse der älteren Rom:nja:

  • Aktivitäten um die physische und psychische Gesundheit der Überlebenden zu verbessern
  • Beraten und unterstützen beim Zugang zu staatlichen Leistungen
  • Serviceleistungen, welche den Überlebenden in ihrem täglichen Leben entsprechend ihren Bedürfnissen helfen
  • Möglichkeiten der sozialen Teilhabe, insbesondere für wenig mobile oder nicht mobile Überlebende

 

Für die Stärkung der Familien, Helfer:innen und Betreuer:innen der älteren Rom:nja:

  • Trainings und Beratungen für pflegende Angehörige, ehrenamtliche Helfer:innen und Fachleute

  • Beratung und Mentoring lokaler Roma-Führungskräfte, Selbstorganisationen oder Initiativen bei der Verwaltung und Umsetzung von sozialen Projekten für ältere Rom:nja

  • Aktivitäten um die Zusammenarbeit zwischen Expert:innen und lokalen Organisationen, Verwaltung u. ä. zu verbessern
  • Stärkung der lokalen Rom:nja-Gemeinschaft, insbesondere Familienangehörige von Überlebenden, z.B. durch berufliche Weiterbildung mit anschließender Beschäftigung im Projekt; Unterstützen bei der Selbstversorgung mit Agrarprodukten

Es gibt keine fremden Menschen: Überlebende des Genozids an den Rom:nja und Binnenvertriebene unterstützen

Was möchten der Projektträger und die Stiftung EVZ mit dem Projekt bewirken?

Für Überlebende des Genozids an den Rom:nja bedeutet der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine akute Lebensgefahr und häufig Retraumatisierung. Das Projekt unterstützt Überlebende und Binnenvertriebene in der Stadt Odesa und den nördlichen Bezirken der Regionen Odesa und Mykolajiw, um deren materielle, gesundheitliche und soziale Stabilität auch unter Kriegsbedingungen zu sichern.

Wer macht mit und wen erreicht das Projekt?

65 Überlebende des Genozids an den Rom:nja erhalten wichtige Bedarfsgüter und Haushalthilfe durch ukrainische und Romani-Freiwillige. Etwa 300 aus umkämpften Gebieten Vertriebene werden mit humanitären Gütern beliefert, erhalten juristische und psychologische Beratung sowie Hilfe bei der Arbeitssuche. Der Projektträger arbeitet mit Rom:nja-Aktivist:innen, Kommunen, Behörden und gesellschaftlichen, religiösen und internationalen Organisationen zusammen.

Warum fördert die Stiftung gerade dieses Projekt?

NS-Überlebende zu unterstützen ist eine der Kernaufgaben der Stiftung EVZ. Der Krieg in der Ukraine hat diese gesellschaftliche und politische Aufgabe noch drängender gemacht. Die breite gesellschaftliche Einbeziehung in das Projekt soll nicht nur die Zielgruppe erweitern, sondern auch Toleranz und Hilfsbereitschaft gegenüber den Rom:nja fördern.

Projektträger: Wohltätigkeitsfonds „Planet der guten Menschen“ 
Förderzeitraum: 2023-2024
Fördersumme: 40.014 EUR
Förderland: Ukraine
Website: 

Beratungsgremium 2024

Anzhelika Bielova

Romni (ethnische Gruppe Serven), Feministin, Gründerin und Präsidentin der NGO „Vereinigung Romani Frauen – Stimme der Romni“ mit Filialen in vier ukrainischen Städten, Regionalvertreterin des Ukrainischen Frauenkongresses. Sprecherin bei den UNO- Foren für Fragen nationaler Minderheiten, den Dialogen des Europarates mit zivilgesellschaftlichen Organisationen der Roma und travellers, beim Isländischen Frauenkongress und dem Ukrainischen Frauenkongress.

Was wollen Sie mit Ihrer Teilnahme am beratenden Gremium erreichen?

Ich möchte, dass die Kompetenzen lokaler Rom:nja-Organisationen weiterentwickelt werden – institutionell, organisatorisch, technisch. Durch die Kompetenzförderung in den Bereichen Transparenz und Rechenschaftspflicht erwarte ich eine höhere Qualität der Förderung zum Unterstützen der Rom:nja Gemeinschaft in der Ukraine und eine Verbesserung der Lage von Roma und Romnja. 

Ion Duminica

Rom aus Moldau, Doktor der Politologie, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung „Rom:nja-Ethnologie“ im Institut des Kulturerbes der Republik Moldau. In den letzten 20 Jahren habe ich mehr als 50 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht, u.a. zur Geschichte und Kultur, sozialen Integration sowie historischen Erinnerung an den Genozid moldawischer Rom:nja. Ich bin auch ein zivilgesellschaftlicher Aktivist, Geschäftsführer der gesellschaftlichen Rom:nja-Vereinigung „Porojan“ und Sekretariatsmitglied der nationalen Rom:nja-Koalition „Die Stimme der Rom:nja“ in der Republik Moldau.  

Was wollen Sie mit Ihrer Teilnahme am beratenden Gremium erreichen?

Ich habe meiner Teilnahme im beratenden Gremium des Förderprogramms Latscho Diwes zugestimmt, um eine faire und detaillierte Bewertung der Anträge zu gewährleisten, die auf diverse Unterstützung von Überlebenden des Genozids während des Zweiten Weltkriegs ausgerichtet sind. Gerade jetzt ist die Umsetzung lokaler Projekte, die sich mit dem Sammeln von fragmentarischen Zeitzeugnissen und der sozialen Unterstützung der letzten betagten Zeugen des Genozids an den Rom:nja in der Republik Moldau und der Ukraine beschäftigen, sehr wichtig.

Serhij Yermoshkin

einer der Gründer der Rom:nja-Bewegung in der Ukraine (seit 1989). Mehrmals haben mich unsere Rom:nja zum Vorstandvorsitzenden des Regionalen Romani Kongresses in Odesa und in verschiedene Ausschüsse und Beratungsgremien bei den staatlichen Strukturen gewählt, wo Lösungen für viele Alltagsprobleme von Rom:nja gefunden wurden. Als Jurist verteidige ich die Rechte und Interessen der Rom:nja seit 30 Jahren, auch vor Gerichten.

Was wollen Sie mit Ihrer Teilnahme am beratenden Gremium erreichen?

Das beratende Gremium halte ich für einen sehr wichtigen und notwendigen Teil des Programms Latscho Diwes, sozusagen als Vertretung und Verteidigung der Interessen von Rom:nja-Selbstorganisationen und ich bin stolz darauf, dass die Gemeinschaft mich für die Mitgliedschaft empfohlen hat. Ich hoffe, dass meine Arbeit dem Programm helfen wird, die Probleme und Bedarfe der Rom:nja in der Ukraine klarer zu sehen, insbesondere in Zeiten des Krieges.

Janush Panchenko

Ukrainischer Ethnograf mit Rom:nja Abstammung mit Schwerpunkten auf Sprache, Kultur und Geschichte der Rom:nja. Zurzeit arbeite ich an einer Doktorarbeit bei der Nationalen Universität in Saporishshja. Außerdem sammle ich Zeitzeugnisse von Überlebenden des Genozids an den Rom:nja während des Zweiten Weltkriegs und leite „Romano Tchan“ – das erste Romani Jugendkulturzentrum in der Ukraine und im postsowjetischen Raum. 

Was wollen Sie mit Ihrer Teilnahme am beratenden Gremium erreichen?

Die Motivation an der Arbeit des beratenden Gremiums teilzunehmen, hängt mit dem Wunsch zusammen, zukunftsfähige und qualitativ gute Projekte zu identifizieren und zur Förderung zu empfehlen, die zur Unterstützung von Überlebenden des Genozids an den Rom:nja sowie zur Weiterentwicklung der Romani Kultur in der Ukraine und der Republik Moldau beitragen. Dies ist besonders wichtig in der Zeit des russischen Angriffs auf die Ukraine, der zur Verschlechterung der ohnehin schwierigen Lage der Rom:nja-Gemeinden geführt hat.

Projektfinder

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Ansprechpersonen

Dr. Valentina Valtchuk

Projektkoordination

Tel.: +49 (0)30 25 92 97-47
E-Mail: valtchuk@stiftung-evz.de

Daria Yemtsova

Projektkoordination

Tel.: +49 (0)30 25 92 97-83
E-Mail: yemtsova@stiftung-evz.de