Reisebericht Israel Projektbesuche

Im Mai war unsere Kollegin Christa Meyer-Prochnow auf Projektreise in Israel. Sie besuchte fünf von der Stiftung EVZ geförderte Projekte für Holocaustüberlebende und machte sich vor Ort ein Bild der einzelnen Aktivitäten.

In Israel leben nach den neuesten Erhebungen des israelischen zentralen Statistikbüros (CBS) derzeit ca. 147.199 Holocaust-Überlebende.
Die Stiftung EVZ fördert verschiedenste Projekte, die die Überlebenden unterstützen sollen, um psychisch, physisch und sozial stabil in Würde altern zu können. Christa Meyer-Prochnow hat in Israel fünf von ihnen besucht:

The American Jewish Joint Distribution Commitee (JDC-ESHEL)

Im Projekt CELEB: Services for Homebound Holocaust Survivors werden vier Beratungsstellen für Holocaust-Überlebende, angesiedelt bei lokalen Sozialbehörden, gefördert. Träger des Projektes ist The American Jewish Joint Distribution Commitee, JDC-ESHEL. Im Projektstandort Kfar Saba fanden Gespräche mit Marc Codron (Senior Director, Global Joint Ventures, JDC), Yuval Freedman (Holocaust Programs, JDC-Israel ESHEL) und der lokalen Projektkoordinatorin Orna Shidlovsky statt.

Im Anschluss besuchte Christa Meyer-Prochnow Holocaust-Überlebende, die durch das Projekt unterstützt werden, in ihrem Zuhause: Elwira Horwitz wurde 1938 in Rumänien geboren und kam 1964 nach Israel. Sie lebt in einer kleinen Wohnung im dritten Stock ohne Fahrstuhl und kann dadurch kaum am Leben außerhalb der Wohnung teilhaben. Durch das CELEB Programm erhält sie regelmäßig Physiotherapie, genau wie die Überlebende Ducia Gertz. Sie wurde 1929 in einem heute zu Rumänien gehörenden Teil der ehemaligen Sowjetunion geboren. Sie kam 1972 nach Israel.

Bei einem Treffen mit Yossi Heymann, dem Geschäftsführer von JDC-Israel Eshel, dessen Vater Überlebender des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen ist, und Luiza Levit (Strategic Partnerships, JDC-Israel ESHEL) stand die bewährte und langjährige Zusammenarbeit mit der Stiftung EVZ im Mittelpunkt.

AMCHA Israel

Als nächstes stand ein Besuch von AMCHA in Jerusalem auf dem Programm. AMCHA bietet psychologische Betreuung und soziale Unterstützung für Holocaust-Überlebende an. Die Stiftung fördert das Projekt Generationendialog zwischen 500 älteren Holocaust-Überlebenden und 1.000 jungen Freiwilligen, soziale Aktivitäten an fünf Standorten in Tel Aviv, Haifa, Rehovot, Ashkelon und Beer Sheva.

Der klinische Direktor von AMCHA Israel, Martin Auerbach, und die Projektkoordinatorin Vickie Weizman gaben einen Überblick ihrer Arbeit. Sie berichteten zum Beispiel von einem steigenden Bedarf an Taxifahrten und damit auch steigenden Kosten. Nur noch wenige Überlebende könnten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Aktivitäten des Social Clubs von AMCHA oder zu Einzelberatungen kommen. 

Beim Besuch des Social Clubs in Tel Aviv konnte sich Christa Meyer-Prochnow von der lebendigen Atmosphäre in den Räumen und der engagierten Arbeit des Teams überzeugen. Sie sprach mit Überlebenden, der Leitung Dr. Miriam Drux sowie der Kunsttherapeutin Yasmin Lavi.
 

The Foundation for the Welfare of Holocaust Victims (R.A.)

In Tel Aviv hat The Foundation for the Welfare of Holocaust Victims (R.A.) ihren Sitz. Sie erreicht etwa 60.000 Überlebende mit ihren Aktivitäten. Die Stiftung EVZ fördert seit 20 Jahren an verschiedenen Standorten das Freiwilligenprojekt Flower for a Survivor. Coping with the Loneliness of Ageing Holocaust SurvivorsHausbesuche, gemeinsame Freizeitaktivitäten und Unterstützung durch 3.600 Ehrenamtliche sind Teil davon.

Im Gespräch mit Ety Farhi (Geschäftsführerin), Maayan Karni Yehuda (Direktorin Ressourcenentwicklung), Anat Esher (Ressourcenentwicklung) sowie der Direktorin für die Freiwilligenprogramme Yael Zait und zwei lokalen Koordinatorinnen für Freiwilligenprogramme fand ein Austausch über aktuelle Herausforderungen statt. So benötigen beispielsweise immer mehr Überlebende ergänzende Lebensmittelpakete oder eine Übernahme von Zahnbehandlungskosten.

In Petach Thikwa besuchte Christa Meyer-Prochnow die Überlebende Sarah Lea Chesner zu Hause. Sie ist 1944 in Rumänien geboren und lebt seit 1965 in Israel. Da sie in einem Haus ohne Fahrstuhl wohnt, kann sie ihre Wohnung nur noch selten verlassen. Regelmäßig besuchen sie zwei Freiwillige, für Gruppenaktivitäten wird sie aus Ihrer Wohnung abgeholt. Zum Holocaustgedenktag Yom Ha Shoah 2023 nahm sie an einer offiziellen Gedenkveranstaltung teil.

Atid Bamidbar

In Beersheva traf Christa Meyer-Prochnow eine Reihe von russischsprachigen Überlebenden in einem Seniorenwohnhaus. Hier und an anderen Orten im Negev organisiert Atid Bamidbar seit 2018 regelmäßige Treffen russischsprachiger Überlebender mit Schulklassen, jungen Freiwilligen und anderen Gruppen. In lebendiger Atmosphäre berichteten Überlebende, Lehrkräfte und junge Freiwillige von ihren gemeinsamen Erfahrungen und erzählten mit großer Anerkennung vom Engagement der Projektleiterin Irena Kudman.

Die Präsidentin und Geschäftsführerin Debbie Goldman-Golan erläuterte den Hintergrund der Arbeit im von der Stiftung EVZ geförderten Projekt Generationenübergreifende Begegnungen zwischen russischsprachigen Holocaust-Überlebenden und Jugendlichen in der Negev-Region in Israel: Schulung von Lehrkräften sowie begleitende Öffentlichkeitsarbeit mit Publikation.

Aviv for Holocaust Survivors (Aviv LeNitzolei HaShoah)

Als fünftes Projekt besuchte Christa Meyer-Prochnow die Organisation Aviv for Holocaust Survivors (Aviv LeNitzolei HaShoah) bei Nehalim. Hier fördert die Stiftung EVZ seit 2016 die Rechtsberatung für Überlebende und ihre Angehörige im Projekt Beratungszentren und Hotline für Entschädigungszahlungen und soziale Leistungen für rund 1.000 Holocaust-Überlebende. Neben der kostenlosen und individuellen Beratung durch Jurist:innen und Ehrenamtliche ist ein weiteres Ziel, neue Begünstigte zu identifizieren und zu unterstützen.

Orly Sivan (Geschäftsführerin) und Gil Elroy (Direktor Ressourcenentwicklung) hoben die Beratungserfolge hervor, die ohne die Förderung der Stiftung EVZ nicht möglich gewesen wären.

Ein Video zu den Aktivitäten und Erfolgen von Aviv finden Sie hier.