© Jessica Schäfer
Ein modulares Theater-, Performance- und Videofilm-Projekt von und mit divers besetzten Jugendensembles zu Opfern und Orten von erzwungener Migration in Frankfurt am Main mit den Schwerpunkten Kindertransporte aus Frankfurt am Main und Zwangsarbeiter:innen in Frankfurt am Main.
Frankfurt zeichnet sich durch eine vielfältige migrantische Stadtgesellschaft aus. Eine aktivierende Erinnerung an das NS-Unrecht sollte in der Migrationsgesellschaft – Michael Rothberg folgend – nicht ‚die eine Geschichte‘ vermitteln, sondern einen Dialog über die Hinterlassenschaften des Nationalsozialismus führen. Fragile Verbindungen will die geschichtsbewusste Teilhabe Jugendlicher mit höchst diversen Bildungshintergründen, Migrationsgeschichten oder Einschränkungen an der demokratischen Gestaltung der Migrationsgesellschaft durch multiperspektivischen gemeinsamen künstlerischen Ausdruck fördern.
Jugendliche der Frankfurter Migrationsgesellschaft erforschen in Sonderausstellungen und neu gestalteten Gedenkorten die Bedeutsamkeit der Erinnerung von Emigrationsschicksalen unbegleiteter Kinder und Jugendlicher aus der nationalsozialistischen Diktatur und von der Situation nach Frankfurt verschleppter Zwangsarbeiter:innen für die Gegenwart. Den thematischen Bogen bilden Aspekte erzwungener Migration, Fremdheit und Ankommen im Exil, Teilhabe, Zugehörigkeit und Heimat.
Das Projekt bindet in seiner modularen Struktur die Aktivitäten und Expertise verschiedener Frankfurter Institutionen ein. Mehrere inklusive Jugendensembles entwickeln als Akteur:innen zwei Theaterproduktionen und zwei Performanceprojekte in den Ausstellungen und auf der Bühne. Entstehungsprozesse und Performances liefern zudem das Material für professionell gestaltete Videoclips, Kurzdokumentationen und ein Rahmenprogramm für die historisch-politische Bildung. Die jungen Akteur:innen werden so zu Multiplikator:innen für Schul- und Jugendgruppen. Im Prozess des Teilprojekts zu NS-Zwangsarbeit entsteht zudem ein Theatertext.
Das Junge Schauspiel Frankfurt erarbeitet seit zehn Jahren Theater- und Performanceprojekte mit inklusiven Jugendensembles zu Zivilcourage, Rassismus, Antisemitismus, Flucht und Migration für den Abendspielplan, die zu nationalen Festivals eingeladen werden. Grundlage der Arbeit ist eine besondere Methodik sinnlich-emotionaler, ganzheitlicher Aneignung der Inhalte, intersubjektiver Erfahrung, der Gestaltung von Referenzrahmen und einer gemeinsamen künstlerischen Umsetzung.
Am Leben bleiben – Performance-Projekt in der Wechselausstellung „Kinderemigration aus Frankfurt“ des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek. Im Fokus stehen sechs Biografien von jüdischen Kindern.
SEE YOU. – Theaterprojekt in den Kammerspielen des Schauspiel Frankfurt
Dieses Projekt mit Jugendlichen baut auf der Performance „Am Leben bleiben“ auf und wird gemeinsam mit anderen Förderern unterstützt. Die Förderung im Rahmen der Bildungsagenda NS-Unrecht ermöglicht bei diesem Modul die Erweiterung des Themas um die Schicksale von Kindern anderer Verfolgtengruppen wie die Frage um die Rettung von Kindern mit Behinderung oder jungen Romn:ja und Sinti:ze in Form von digitalen Übertragungen von Einzelthemen (Kinderemigration, NS-„Euthanasie“, Verfolgung von Sinti:zze und Rom:nja, NS-Zwangsarbeit) in Videoclips und Kurzdokumentationen durch ein professionelles Filmteam. Die Beiträge werden über Social Media-Kanäle verbreitet und sind in den Vermittlungsprogrammen der Projektpartner:innen abrufbar.
Erinnern verändern – Performance mit Jugendlichen im aktuellen Stadtlabor des Historischen Museums zum Thema „Frankfurt und der NS. Auf Spurensuche im Heute“
Unter uns. Unsichtbar? – Performance- und Theaterprojekt zum neu entstehenden Geschichtsort Adlerwerke mit dem Ziel, Gefühlserbschaften zu Arbeitsmigration zu ertasten und Bezüge zur Migrationsgeschichte über die NS-Zeit hinaus zu schaffen wie die Hierarchisierung von Privilegien, Formen unfreier Arbeit heute und unser Verhalten dazu.
Jugendtheaterstück – Eine renommierte Autorin des Kinder- und Jugendtheaters entwickelt aus der Prozessbegleitung die Textgrundlage und damit ein publizierbares Jugendstück.
In bewährter Kooperation mit der Bildungsstätte Anne Frank entsteht zu allen künstlerischen Modulen ein Begleitprogramm mit Workshop-Angeboten und Materialien für Schulen, Pädagoginnen und Multiplikator:innen.
Projektpartner:innen:
Schauspiel Frankfurt, Kammerspiele und Probebühnen
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek
Historisches Museum Frankfurt
Gedenk- und Bildungsstätte KZ Katzbach
Bildungsstätte Anne Frank, Zentrum für politische Bildung und Beratung Hessen
Laufzeit: September 2021 bis Dezember 2022