Berlin (ots) -
Die Unabhängige Kommission Antiziganismus hat ihren Abschlussbericht vorgelegt. Dieser wird am kommenden Donnerstag (24. Juni) erstmals auf der Tagesordnung des Bundestagsplenums stehen. Der Bericht stützt sich auf 15 von der Kommission initiierte empirische Studien zu Rassismus gegen Sinti:ze und Rom:nja.
Den Bericht kommentiert Dr. Petra Follmar-Otto, Vorständin der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ): "Der Bericht legt auf über 800 Seiten deutlich und alarmierend Antiziganismus als tief verwurzeltes, gesamtgesellschaftliches Problem offen. Sinti:ze und Rom:nja wurden von den Nationalsozialisten systematisch entrechtet, verfolgt und ermordet. Im Nachkriegsdeutschland passierte die Aufarbeitung des Völkermordes an dieser Minderheit nur schleppend - bis heute. Die anhaltende und durch die Pandemie potenzierte Diskriminierung von Rom:nja und Sinti:ze gefährdet unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt."
In sechs zentralen Forderungen formuliert der Abschlussbericht Maßnahmen, wie Antiziganismus bekämpft und überwunden werden kann. Die Siftung EVZ unterstützt insbesondere die Forderung nach mehr Partizipation für Sinti:ze und Rom:nja in Medien, Politik, Wissenschaft und Verwaltung. "Antiziganismus zu bekämpfen ist Aufgabe der sogenannten Mehrheitsgesellschaft. Um die Grundrechte von Rom:nja und Sinti:ze zu stärken, in Deutschland aber auch Mittel- und Osteuropa, braucht es Förderungen für die Selbstorganisationen von Rom:nja und Sinti:ze selbst. Mit Projekten für Inklusion, Partizipation und Bildungsteilhabe ist die Stiftung EVZ hier eine entscheidende Partnerin", sagt Petra Follmar-Otto, Stiftung EVZ.
Als weitere Forderung nennt der Bericht eine "Kommission zur Aufarbeitung des an Sinti_ze und Rom_nja begangenen Unrechts in der Bundesrepublik Deutschland".
"Rom:nja und Sinti:ze wurden lange nicht als Opfer des Nationalsozialismus angesehen. Wie der von der Stiftung EVZ geförderte Multidimensionale Erinnerungsmonitor für Deutschland (MEMO Studie IV, 2021) zeigt, sind der nationalsozialistische Genozid und die Kontinuitäten von Verfolgung und Ausgrenzung noch nicht in der Gesellschaft angekommen. Die Aufarbeitung kann und muss Wissenslücken schließen", führt Vorständin Petra Follmar-Otto aus.
Ein Zweck der Stiftung EVZ ist es, alle Opfergruppen nationalsozialistischer Verfolgung zu unterstützen. Dazu gehören Gesundheitsleistungen ebenso wie Sichtbarkeit und Anerkennung ihrer Lebensgeschichten und ihres Leidens. Ein Beispiel ist das Programm Latscho Diwes, das im Bericht von der Kommission lobend erwähnt wird. Latscho Diwes fördert überlebende Rom:nja in neun Ländern, u.a. in Russland, Rumänien und der Ukraine.
Über die Stiftung EVZ
Die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) bezeugt die politische und moralische Verantwortung von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft für das nationalsozialistische Unrecht. Auseinandersetzung mit der Geschichte, Handeln für Menschenrechte und Engagement für Opfer des Nationalsozialismus sind die Handlungsfelder, in denen die öffentlich-rechtliche Stiftung heute tätig ist. Jährlich werden rund 300 Projekte in 20 Ländern von der Stiftung EVZ gefördert.
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