Für ihr langjähriges Engagement für Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und die Aufarbeitung staatlicher Repressionen in der ehemaligen Sowjetunion hat Memorial International den renommierten Theodor Heuss Preis erhalten. Der Vorsitzende Jan Rachinskii, die Geschäftsführende Vorständin Elena Zhemkova und Dr. Irina Scherbakowa, Gründungsmitglied des Vorstands, nahmen den Preis am 7. Mai in Stuttgart entgegen.

Die größte und älteste unabhängige Menschenrechtsorganisation in Russland wurde 1992 offiziell gegründet. Ursprünglich angetreten mit dem Ziel, die massenhaften Verbrechen des sowjetischen Regimes aufzuarbeiten, entwickelte sich Memorial International schnell zu einer entschiedenen Kämpferin für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit. 

2021 wurde die Organisation durch einen Gerichtsbeschluss liquidiert - eine Entscheidung, die die Stiftung EVZ als langjährige Partnerin bis heute entschieden ablehnt und verurteilt. Die Zwangsauflösung hindert Memorial aber nicht daran, sich weiter für ihren selbst gegebenen Auftrag einzusetzen: Pünktlich zu den Feierlichkeiten des "Tag des Sieges" in Moskau am 9. Mai ruft Memorial unter dem Motto "Friedensprotest statt Militärparade" zur digitalen Demonstration auf einem virtuellen Roten Platz auf.

Ort und Zeit sind alles andere als zufällig gewählt. Auf dem Roten Platz wurde schon 1968 gegen den Einmarsch in die Tschechoslowakei protestiert. „Viele unserer Mitglieder haben immer wieder trotz aller Risiken in Moskaus Zentrum demonstriert – und mussten dafür mit Verhaftung, Verfolgung und hohen Geldstrafen bezahlen oder ins Exil gehen. Eine freie Meinungsäußerung ist in Russland de facto nicht mehr möglich. Auch darauf möchten wir mit dieser Aktion hinweisen“, betont Dr. Irina Scherbakowa. 

 

  

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