Kritisch erinnern

Das Programm richtet sich an antisemitismus- und rassismuserfahrene Community-Organisationen in Deutschland. Im Fokus steht die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus aus selbstbestimmten Erzählformen der jüdischen Perspektiven, die der Sinti:ze und/oder Rom:nja, von Schwarzen und migrantischen Communities. Ziel des Programms ist es, diverse Perspektiven auf Erinnerungskulturen zu fördern, den Diskurs der NS-Erinnerung auf heutige Lebensrealitäten zu beziehen und die Erinnerung an NS-Unrecht wach zu halten.

Beratungsgremium im Programm

In den Jahren 2020 bis 2021 wurde ein externes Beratungsgremium einberufen, das sowohl die Projektausschreibung erarbeitete als auch eine Empfehlung für die zu fördernden Projekte aussprach. Das Beratungsgremium aus Akteur:innen mit kritischem Fach- und Erfahrungswissen zu Antisemitismus, Rassismus gegen Rom:nja und Sinti:ze, Rassismus und Diskriminierung, zu Erinnerung, Widerstand und politischen Bewegungen, bestand aus den folgenden Personen (von li. nach re.):

  • Peggy Piesche, Referentin der Bundeszentrale für politische Bildung, Berlin (2. v.l.),
  • Isidora Randjelović, Mit-Gründerin vom feministischen, antirassistischen romani Archiv RomaniPhen e.V., Berlin,
  • Dan Thy Nguyen, Freier Theaterregisseur, Schauspieler und Schriftsteller, Hamburg. 2014 entwickelte und produzierte er das Theaterstück ,,Sonnenblumenhaus“ über das Pogrom von Rostock–Lichtenhagen,
  • Dr. Bünyamin Werker, Universität zu Köln: Erinnerungs- und Geschichtskultur zur NS-Geschichte und Holocausterinnerung in der globalisierten Gesellschaft,
  • Romina Wiegemann, Bildungsreferentin und Trainerin im Kompetenzzentrum Berlin der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V.,
  • Kiana Ghaffarizad, Doktorandin der Universität Vechta in Niedersachsen im Forschungsfeld: Rassismus(erfahrungen) in psychotherapeutischen Settings – eine qualitative Studie.

Ebenfalls auf dem Bild zu sehen ist Dr. Ralf Possekel (ganz links), Leitung Förderung der Stiftung EVZ, Dr. Andrés Nader, ehemaliger Geschäftsführer der RAA Berlin e.V., welcher den Prozess gemeinsam mit der Mitarbeiterin Nicola Lauré al-Samarai extern begleitet hat, Annemarie Hühne-Ramm (ganz rechts), Teamleitung im Handlungsfeld Bilden der Stiftung EVZ und Magdalena Lovrić Projektkoordination im Förderprogramm Kritisch erinnern, vormals Migration und Erinnerungskultur.

„Perspektiven auf Vergangenheit und Gegenwart“: mehrsprachige Geschichtswerkstatt im Freien Radio

Was möchte die Stiftung EVZ mit dem Projekt bewirken?

Im Projekt werden Leerstellen in Narrativen zur Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus aus Perspektiven von Menschen mit Migrationsgeschichte und Fluchterfahrungen hör-und sichtbarer gemacht. Das gemeinsame Radiomachen unterstützt das kollektive Geschichtsbewusstsein. Gedenkstättenbesuche, lokale Spurensuche zur NS-Vergangenheit in Halle und Gespräche mit Zeitzeug:innen gestalten die Vielfalt eines lebendigen Erinnerns.

Wer macht mit und wen erreicht das Projekt?

Die mehrsprachige Geschichtswerkstatt wird von und mit Menschen mit Migrationsgeschichte und Fluchterfahrungen im Rahmen der Plattform Radio Corax umgesetzt. Sie erreicht Community-übergreifend Geschichtsinteressierte bundesweit.

Warum fördert die Stiftung gerade dieses Projekt?

Die Geschichtswerkstatt eröffnet eine multiperspektivische Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte. Sie beleuchtet ihre Fortwirkungen und geht der Frage nach, wie gesamtgesellschaftliche Erinnerung(en) gestaltet werden können.

Projektträger: Common Voices Radio des Radio Corax e. V. in Halle (Saale)
Laufzeit: 2021–2023
Fördersumme: 57.995 Euro
Förderland: Deutschland
Webseiten: wir-erinnern.radiocorax.de
https://commonvoices.radiocorax.de

„Erinnerungen erkunden“: Jüdische Perspektiven

Was möchte die Stiftung EVZ mit dem Projekt bewirken?

Im Projekt wird die innerjüdische Diversität in Deutschland in den Fokus gerückt. Plurale und selbstbestimmte Erzählperspektiven von Juden:Jüdinnen zu Erinnerungen an die Shoah münden in eine künstlerisch-räumliche (Klang und Bild)-Installation. 

Wer macht mit und wen erreicht das Projekt?

Der Zusammenschluss freischaffender Medien- und Performancekünstler:innen in Frankfurt am Main „Andpartnersincrime“ ist der Kooperationspartner des Projekts. Das Projekt bietet einen kreativen und generationsübergreifenden Zugang zu multiperspektivischen Erinnerungen an die Shoah.

Warum fördert die Stiftung EVZ gerade dieses Projekt?

Weil es die innerjüdischen Perspektiven aufzeigt und über künstlerische Formate eine breite Zielgruppe erreicht. 

Projektträgerin: Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main K.d.ö.R.
Förderzeitraum: 2021-2022
Fördersumme: 30.000 €
Förderland: Deutschland
Webseiten:  www.jg-ffm.de | www.andpartnersincrime.org

„Virtual Remembrance“: Erinnerungen von Sinti:ze und Rom:nja

Was möchte die Stiftung EVZ mit dem Projekt bewirken?

Die Bildungsinhalte zu Erinnerungskultur und Gedenken an die im NS ermordeten Sinti:ze und Rom:nja Europas werden um digitale Formate erweitert und so für ein breiteres Publikum zugänglich.

Wer macht mit und wen erreicht das Projekt?

Im Projekt werden Sinti:ze und Rom:nja befragt nach generationsübergreifendem Gedenken und wie ihre Lebensrealitäten damit verwoben sind.

Warum fördert die Stiftung EVZ gerade dieses Projekt?

Durch das Projekt wird die Perspektive der Sinti:ze und Rom:nja gestärkt. Es kann ein selbstbestimmter Zugang zur Thematik erreicht werden und das Format bietet die Möglichkeit, verschiedene Personen zu erreichen. Die audiovisuellen Materialien werden mehrsprachig (Deutsch und Englisch) und erstmals in der Romnes Sprache (Sprache deutscher Sinti:ze und Rom:nja) aufbereitet und auf der Webseite bereit gestellt.

Projektträgerin: Gedenkstätte Zwangslager Berlin-Marzahn e.V.
Förderzeitraum: 2021-2023
Fördersumme: 38.500 €
Förderland: Deutschland
Webseite: www.gedenkstaette-zwangslager-marzahn.de | www.sinti-roma-berlin.de

„(In)Visible Stories-Maghrebinische Zwangsarbeiter in der NS-Zeit“

Was möchte die Stiftung EVZ mit dem Projekt bewirken?

Ziel des Projektes ist es, die wenig bekannte Geschichte von maghrebinischen Zwangsarbeiter:innen im Nationalsozialismus in den Communities weiter zu erzählen, zu verbreiten und an sie zu erinnern.  

Wer macht mit und wen erreicht das Projekt?

In kontinuierlichen Vernetzungstreffen setzen sich maghrebinische Geschichtsinteressierte mit der Geschichte des Nationalsozialismus, der NS-Verflechtungsgeschichte von maghrebinischen Soldaten und dem Kolonialismus auseinander. Dazu werden überregionale Gedenkstätten sowie regionale Erinnerungsorte besucht.

Warum fördert die Stiftung EVZ gerade dieses Projekt?

Mit diesem Projekt wird die NS-Zeit aus einer wenig bekannten Perspektive betrachtet und neue Aspekte herausgearbeitet. Im Laufe des Projektes wird eine Webseite erstellt, auf der die Inhalte und Aktivitäten des Projektes veröffentlicht werden.

Projektträger: Zukunft Plus - Verein für gesellschaftliche Partizipation e.V. Düsseldorf
Förderzeitraum: 2021-2023
Fördersumme: 58.975 €
Förderland: Deutschland
Webseite: Im Aufbau, www.denkort-bunker-valentin.de

Projektfinder

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Ansprechperson

Magdalena Lovrić

Projektkoordination

Tel.: +49 (0)30 25 92 97-20
E-Mail: lovric@stiftung-evz.de