Die Schauspieler:innen Marko Milun Brkic (15), Nikola Wiktoria Alexandra Bruder (16) und Jinan Jaballah (15) im Interview

 

Marko, Nikola und Jinan, warum macht ihr bei dem Theaterprojekt mit?

Marko: Ich mache mit, weil ich etwas Neues erleben will. Wir dachten, dass die Erinnerungswerkstatt so ein kleines Projekt von der Schule ist, das dann auch schnell wieder vorbei ist. Aber dann kam noch ein Angebot. Erst wollte ich nicht hingehen, weil ich dachte, dass Theater immer langweilig ist. Aber Theater ist echt ganz cool und jedes Stück hat eine große Bedeutung. Wir waren dann oft hier an den Kammerspielen im Theater. Das Gesprochene war mir meistens zu lang, aber es gab auch lustige Szenen und Überraschungen. Am besten hat mir „Antigone“ gefallen, weil die Geschichte cool war. Darin hat mir Frangiskos am besten gefallen, weil er lustig war. Ich würde gerne nochmal bei einem Theaterstück mitmachen, wieder gerne als Schauspieler, vielleicht zum Thema Krieg. Ich finde es spannend, darüber nachzudenken.

Nikola: Am Anfang wollte ich nicht mitmachen, weil es mir viel Freizeit stiehlt. Aber dann habe ich mir überlegt, dass ich sowieso keine Lust habe, zu Hause zu sein und hab einfach mitgemacht. Ich habe in der Grundschule schon Theater gemacht und da war es halt nur so „als Tier geschminkt werden“. Aber hier, da gibt es einfach alles: Bühne, Kostüme, Makeup – das gut aussieht – Licht, einfach alles. Richtiges Theater halt. Am Anfang kannte ich die meisten nicht, aber ich wollte raus. Ich habe gelernt, dass ich in der Lage bin, sehr viel auswendig zu lernen. Und dass man Trockeneis nicht anfassen sollte. Lieber mache ich selber Theater, als dass ich es anschaue. Ich mache mit wegen der Abwechslung und weil ich dabei sehr viel über mich lerne.

Jinan: Es macht Spaß mit den anderen zusammenzuarbeiten, vor allem das Schauspielen. Und: alle sind nett.  Am liebsten mag ich in unserem Stück die Klassenzimmerszenen. Die sind nahe an meinem Leben. Nicht alle Menschen sind gleich, oder anders als man denkt. Das habe ich gelernt: Auch ich muss meine Vorurteile hinterfragen.

Interessiert ihr euch für Geschichte und habt ihr etwas Neues im Theaterlabor gelernt?

Marko: Ich habe gelernt, dass wir alle zusammenleben sollen, egal welche Religion oder so. Es ist okay, wenn man verschieden ist. Es ist einfach miteinander zu reden, weil wir alle in Deutschland aufgewachsen sind, und man versteht sich dann ganz schnell – ganz einfach, wenn man es nur versucht. 

Nikola: Ich habe mich immer schon für Geschichte und für meine Geschichte interessiert. Ich konnte den anderen viel Neues beibringen. Ich habe komplizierte, neue Worte gelernt, die einen schlau wirken lassen. Und habe mich durch schwere Texte und schwierige Thematiken gekämpft. Ich habe gelernt, dass ich zu mehr im Stande bin als ich dachte.

Jinan: Eigentlich interessiere ich mich nicht so dafür, aber ich habe schon was Neues gelernt. Details über die NS-Zeit gelernt – das ist ganz spannend. Aber ich würde nicht freiwillig viel darüber nachlesen. 

Findet ihr es wichtig, dass wir uns in Deutschland mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinandersetzen? Wie macht ihr das am liebsten: Theater, Filme und Serien, Bücher…

Marko: Ich find es schon wichtig, viele Methoden zu nutzen, aber manche Menschen werden es nie verstehen – egal wie oft man es ihnen erzählt. Beispielsweise werden sie nie verstehen, dass man einfach zusammenleben soll, egal welche Religion, Kultur oder Herkunft man hat. Theater ist ein besonders gutes Medium, weil es tief in die Thematik geht und großen Wert auf Details legt. Film, glaube ich, ist fast noch besser, weil Film beliebter ist. Aber Bücher sind manchmal auch gut, weil sie mehr erklären und mehr Zeit nutzen, um den Inhalt zu verarbeiten.

Nikola: Alle Methoden sind gut, Hauptsache sie werden richtig erzählt. Filme erzählen nur Ausgewähltes. Auch Bücher verheimlichen dir viel. In der Schule lernst du gar nicht, was die Nazis tatsächlich gemacht haben. Die gehen nicht in die Tiefe. Das Interessante am Geschichtsunterricht ist das, was sie weglassen. Man muss die ganze Wahrheit sagen, man darf nichts verbergen. Man muss wissen, was alles passiert ist. 

Jinan: Mit allen Medien, die möglich sind, sollte über diese Zeit erzählt werden. Unsere Demokratie ist sehr hartnäckig. Deswegen sollte man alle Mittel nutzen, die wir zur Verfügung haben, um weiterhin hartnäckig zu bleiben. Es ist wichtig, dass verschiedene Medien eingesetzt werden, weil man sich dann auch, wenn man jünger ist, ein eigenes Bild von der Geschichte machen kann und nicht von den Erwachsenen um einen rum gesagt bekommt, was man denken soll. Ich bin mir nicht sicher, aber mit Filmen und Serien hat man heute auch eine größere Reichweite. Das Buch als Medium finde ich nicht gut. Ich schreibe und lese nicht so gerne. Mit anderen Mitteln hat man mehr Bilder im Kopf – ich kann dann besser mitfühlen, aber das ist bei jedem Menschen anders. 

 

Ein Interview mit:

Jinan Jaballah (15) spricht Arabisch, Englisch und Deutsch. 
„Mein Wunsch ist, dass die Welt endlich in Frieden leben kann, ohne Kriege, Rassismus etc.“

Marko Milun Brkic (15) spricht Deutsch und Serbisch/Bosnisch. 
„Mein Wunsch für die Zukunft ist, dass der Welthunger beendet wird. Ich möchte Polizist werden oder was anderes, was mit dem Staat zu tun hat.“

Nikola Wiktoria Alexandra Bruder (16) spricht Deutsch, Englisch und Polnisch.
„Ich möchte Lehrerin werden, um die Kinder richtig zu unterrichten und richtig behandeln zu können.“