Erinnerung als Arbeit an der Gegenwart

Seit 2018 erforscht das Ehepaar Janne und Klaus Weinzierl Biografien der entrechteten, verfolgten und ermordeten Mitarbeiter:innen der Münchner Kammerspiele in der NS-Zeit. Inzwischen sind über zweihundert Schicksale bekannt.

Ausgehend von diesem Modellvorhaben begründen die Münchner Kammerspiele nun mit Unterstützung des Bundesministeriums der Finanzen und der Stiftung EVZ unter der Leitung des Dramaturgen Martin Valdés-Stauber ein künstlerisches Forschungsfeld „Erinnerung als Arbeit an der Gegenwart“. In diesem Sinne werden historische Forschung und künstlerische Projekte zur Gegenwartsbewältigung verschränkt.

Erinnerungsarbeit als Arbeit an der Offenen Gesellschaft

Das Projekt ist modular konzipiert und bemüht sich um eine kaleidoskopische Perspektivierung. Die Forschungsergebnisse zu den SCHICKSALEN sollen auf einer gleichnamigen Website und durch eine wöchentliche Podcastreihe zugänglich gemacht werden. Außerdem verbinden sich die Münchner Kammerspiele mit zivilgesellschaftlichen Akteur:innen und Kultureinrichtungen vor Ort und mit Künstler:innen unter anderem aus Chile, Argentinien, Deutschland, der Ukraine und Spanien. Gemeinsam blicken Projektteilnehmende auf Wirkungsmechanismen, Ausformungen und Kontinuitäten von Faschismus, rechtsterroristischer Gewalt sowie von Verschwörungstheorien.

Im Sinne einer Verflechtungsgeschichte werden gemeinsam die europäische Dimension der Shoah (und der Zwangsarbeit) reflektiert und Erinnerungskulturen hinterfragt. Anliegen des Projekts ist auch die Anreicherung des deutschen Geschichtsverständnisses in einer radikal vielfältigen, postmigrantischen Gesellschaft: Wie funktioniert kollektive Erinnerung, wenn die gewaltvolle (deutsche) Vergangenheit immer weniger mit den Familienbiografien der Bürger:innen verwoben ist? Die Vorhaben des Projekts werden zu einem Festival Ende November 2022 verdichtet.

Datenblatt

Projektpartner:innen:

Projektspezifische künstlerische, fachdidaktische und mediale Allianzen finden unter anderem mit dem Institut für Zeitgeschichte, dem Franziskuswerk Schönbrunn, der KZ-Gedenkstätte Dachau, dem NS-Dokumentationszentrum München, dem Bayerischen Rundfunk, der Gedenkinitiative für die ‚Euthanasie‘- Opfer / Angehörigengruppe, dem Stolpersteine für München e.V., dem Stadtarchiv München, dem Jüdischen Museum München, dem Literaturarchiv Monacensia sowie dem Münchner Stadtmuseum - sowie internationale Partnerschaften mit Künstler:innen und Institutionen u.a. in Chile, Spanien und der Ukraine, darunter das Matucana 100 (Santiago de Chile), das Centro Dramático Nacional (Madrid) und das Theatre of Playwrights (Kyiv) statt.

Laufzeit: 01.10.2021 bis 31.12.2022

www.muenchner-kammerspiele.de