Die Stiftung EVZ trauert um die Autorin, Sintiza und NS-Zeitzeugin Philomena Franz. Mit ihr verliert die Gesellschaft eine Kämpferin für das Gedenken und eine wichtige Stimme für friedliches Zusammenleben.

»Die jungen Leute haben ja ein Recht auf ihre Geschichte.«

 

Am 28. Dezember 2022 verstarb die Autorin, Sintiza und NS-Zeitzeugin Philomena Franz in ihrer Heimatstadt Rösrath bei Köln. Mit ihr verliert die Gesellschaft eine Kämpferin für das Gedenken und eine wichtige Stimme für friedliches Zusammenleben.

Philomena Franz wurde am 21. Juli 1922 in Biberach an der Riß geboren. Die deutschen Behörden zwangen sie schon mit 16 Jahren zur Zwangsarbeit in einer Stuttgarter Rüstungsfabrik. 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert. Mit Hilfe einer Verwandten gelang sie zunächst in das KZ Ravensbrück, wo sie in der Munitionsfabrik des Lagers arbeiten musste. Nach einem Fluchtversuch wurde Philomena Franz erneut nach Auschwitz deportiert. Dort wurde der Großteil ihrer Familie von den Nationalsozialisten ermordet. Einige Wochen vor Kriegsende gelang ihr die Flucht aus einem Lager bei Wittenberg (Elbe). Von ihrer zehnköpfigen Familie überlebten nur sie und zwei Brüder die nationalsozialistische Verfolgung.

Philomena Franz schrieb als eine der ersten Überlebenden ihre Erlebnisse in Büchern nieder. In der Autobiographie „Zwischen Liebe und Hass: Ein Zigeunerleben“ (1985) schilderte sie ihre Erlebnisse während der Zeit des Porajmos sowie das „Weiterleben nach dem Nullpunkt“. Sie setzte sich zeitlebens für die Erinnerung an NS-Unrecht ein. Dafür teilte sie ihre Erlebnisse in Vorträgen und kämpfte unermüdlich gegen das Vergessen und für Versöhnung.

1995 erhielt Philomena Franz das Bundesverdienstkreuz am Bande. 2001 ernannte das zivilgesellschaftliche Netzwerk Europäische Bewegung Deutschland sie zur „Frau Europas“.

Ihre Stimme, ihr Mut und ihre Menschlichkeit werden uns fehlen.

 

 

 

 

 

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