Die Stiftung EVZ hat diesen Brief russischer Historiker:innen ins Deutsche übersetzt:
Wir, russische Historiker:innen - Wissenschaftler:innen, Lehrende, Studierende, Doktorand:innen und Absolvent:innen der Geschichtsfakultäten - protestieren entschieden gegen die militärischen Handlungen der russischen Streitkräfte auf dem Gebiet des souveränen Staates Ukraine.
Verweise auf die historische Unterlegenheit anderer Staaten und Völker dienten in der Vergangenheit zur Rechtfertigung zahlreicher zerstörerischer Kriege und Aggressionsakte. Eine solche Manipulation derGeschichte ist im einundzwanzigsten Jahrhundert nicht akzeptabel. Konflikte müssen in Gesprächen, bei diplomatischen Treffen und akademischen Konferenzen gelöst werden, nicht auf Schlachtfeldern.
Alle Erfahrungen des zwanzigsten Jahrhunderts zeigen, dass Kriege für alle Beteiligten in einer Katastrophe enden. Der Einsatz von Waffen führt zu Opfern unter der Zivilbevölkerung, zur Zerstörung von Häusern und Kommunikationsmitteln und letztlich zu einer humanitären Katastrophe. Menschen müssen ihre Heimat verlassen und werden zu Flüchtlingen. Wichtige wirtschaftliche, kulturelle und persönliche Beziehungen werden abgebrochen. Der Krieg zerstört wertvolle historische Denkmäler, zu deren Erhalt für unsere Nachkommen wir uns verpflichtet haben. In der Ukraine befinden sich Weltkulturerbestätten wie die Sophienkirche und das Goldene Tor in Kiew, die Pjatniza-Kirche in Tschernihiw und andere.
Die Ukraine ist und bleibt für Russland ein wahrhaft brüderliches Land, mit dem uns familiäre, freundschaftliche und berufliche Beziehungen sowie gemeinsame historische Erfahrungen verbinden. Wir meinen die Heldentaten unserer Völker während des Großen Vaterländischen Krieges. Unsere Vorfahren kämpften Seite an Seite, um sicherzustellen, dass der Krieg uns, ihre Kinder, Enkel und Urenkel, niemals erreichen würde.
In der Zukunft werden wir die Fragen unserer Kinder und Enkelkinder, zu den Ursachen dieser Katastrophe, die sich vor unseren Augen abspielt, beantworten müssen. Wir alle, die russische Gesellschaft, werden eine enorme Arbeit leisten müssen, um uns unserer Verantwortung für diese Ereignisse bewusst zu werden.
Wir fordern eine sofortige Beendigung des Krieges.
Quelle: https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSfGnGJbaEzHgcovcOZ-AvwXcXESefK49X9GH1EyNyLg02y7Hg/viewform