1920 wurde Ferencz in Siebenbürgen, heute Rumänien, geboren. Kurze Zeit später emigrierte die jüdische Familie in die USA, wo Ferencz in New York aufwuchs. Nach Abschluss seines Jura-Studiums an der Harvard Law School trat er in die US-Army ein. Nachdem er zunächst als einfacher Soldat in Frankreich kämpfte, erhielt er den Auftrag, eine Abteilung zur Untersuchung von Kriegsverbrechen einzurichten. In der Folge war er oft einer der ersten, der nach der Befreiung in Konzentrationslagern eintraf, um als Ermittler Beweise für die Verbrechen zu sammeln.

Benjamin Ferencz

Es fiel mir schwer zu glauben, was ich da sah. Ich musste eine Schutzmauer um mich errichten, um mit meiner Arbeit fortfahren zu können… Ich habe einen Blick direkt in die Hölle getan.
Benjamin Ferencz
über seine Eindrücke bei der Befreiung von Konzentrationslagern

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er im Alter von 27 Jahren berufen, als Chefankläger den sogenannten Einsatzgruppen-Prozess zu leiten, einen der zwölf Nachfolgeverfahren der Nürnberger Prozesse. Die NS-Einsatzgruppen waren für die Ermordung von mehr als einer Million Menschen, vor allem Juden:Jüdinnen, aber auch vieler Sinti:zze und Romn:ja sowie slawischer Zivilist:innen in der Sowjetunion verantwortlich. Später trug Ferencz entscheidend zur Gründung des Internationalen Strafgerichtshofs bei.

Über Jahrzehnte hinweg vertrat er die Ansprüche der Überlebenden von NS-Verbrechen gegenüber dem deutschen Staat und deutschen Unternehmen. Als Generaldirektor der „Jewish Restitution Successor Organization“ (JRSO) nahm er an zahlreichen Verhandlungen über Entschädigungen teil.

Mit dem Buch „Less Than Slaves“ von 1979 (deutsch „Lohn des Grauens“) schrieb er ein Standardwerk zur verweigerten Entschädigung für jüdische Zwangsarbeiter:innen durch deutsche Unternehmen und war somit einer der Wegbereiter zur Stiftungsgründung, die indes noch 20 weiterer Jahre bedurfte.

Für die Stiftung EVZ war er ein wichtiger Berater und Begleiter. Sein Rat wird uns fehlen. Seine einzigartige Lebensleistung werden wir immer in Erinnerung behalten.

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