Für die Rubrik „Kein Platz für Hass" berichtet die Präsidentin der Jüdischen Studierenden Union Deutschland, Hanna Esther Veiler, über die schwierige Lage von jüdischen Studierenden, die sich seit den terroristischen Angriffen der Hamas massiv verschärft haben.
Als Präsidentin der jüdischen Studierendenunion Deutschlands – wo sehen Sie aktuell Ihre Aufgaben und Herausforderungen?
In dieser schwierigen Zeit stehen wir vor zahlreichen Herausforderungen. Auf der einen Seite ist es gerade besonders wichtig, eine laute und selbstbewusste junge jüdische Stimme zu sein, um einerseits der Gesamtgesellschaft zu symbolisieren, dass wir nicht aufgeben und trotz allem unsere Arbeit fortsetzen, aber auch um jüdischen Studierenden zu zeigen, dass wir weiterhin ansprechbar sind und für ihre Rechte einstehen. Darüber hinaus haben wir einen Bildungsauftrag. Wir müssen mehr denn je über Israelbezogenen Antisemitismus aufklären, sowie über die Gefahren für unsere Demokratie, die von Terrorismus, islamistischer Ideologie und Desinformation ausgehen.
Zuletzt ist es gerade unser Hauptanliegen, Strukturen zu schaffen, die jüdischen Studierende in dieser schwierigen Zeit helfen können. Die Ansätze sind dazu vielfältig und reichen vom Schaffen von Räumen, in denen man sich ablenken und in guter Gesellschaft sein kann, über politische Arbeit bis zum Verweis auf psychologische Hilfsangebote.
Wie ist die Situation jüdischer Studierender in Deutschland seit den terroristischen Angriffen der Hamas auf Israel?
Jüdische Studierende waren bereits vor den Massakern der Hamas am 7. Oktober eine besonders vulnerable Gruppe am Campus. Seit dem 7. Oktober hat sich die Situation, wie zu erwarten war, massiv verschärft. Uns erreichen jeden Tag Nachrichten von Studierenden, die sich am Campus nicht sicher fühlen und antisemitischen Angriffen ausgesetzt sind. Darüber hinaus haben die Studierenden oft das Gefühl, dass es keine Stellen gibt, an die sie sich wenden können, da die Antidiskriminierungsstellen häufig mangelnde Kompetenz in Punkto Antisemitismus aufweisen und überfordert sind.
Was erwarten Sie von der deutschen Politik und Öffentlichkeit?
Jedes Jahr hören wir am 27. Januar aufs Neue, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland nie wieder in Angst leben dürfen. Jüdische Organisationen fordern bereits seit Jahren Betätigungsverbote für antisemitische Organisationen ein. Erst jetzt kommt das Gespräch dazu auf. Wir müssen endlich anfangen zu handeln. Zudem muss die Gesamtgesellschaft verstehen, dass die Ideologie der Hamas nicht nur eine Bedrohung für Jüdinnen und Juden darstellt, sondern für Demokratien und die freiheitliche Grundordnung allgemein. Solange wir so tun, als wäre das ein Problem von Jüdinnen und Juden allein, werden wir keine langfristigen Lösungen finden können.