Die Firma Flex-Elektrowerkzeuge hat der Stiftung EVZ 20.000 Euro gespendet. Wie kam es zu dieser Spende? Und welche Rolle spielt die Geschichte in der heutigen Geschäftstätigkeit? Diese und weitere Fragen beantwortet Sven Meier, Kaufmännischer Leiter von Flex,  im Interview.

Die Firma Flex Elektrowerkzeuge hat der Stiftung EVZ 20.000€ gespendet. Wie kam es zu dieser Spende?

Sven Meier: Unser Unternehmen ist dieses Jahr 100 Jahre alt geworden und im Zuge der Jubiläumsfeierlichkeiten haben wir uns auch mit der Vergangenheit auseinandergesetzt. Wir haben die Historie seit der Unternehmensgründung beleuchtet und ein Kapitel war natürlich die Zeit des dritten Reiches. Hier haben wir geschaut, ob Verbrechen sowohl von unseren Geschäftsführern als auch von unserem Unternehmen begangen worden sind. Im Zuge dessen haben wir festgestellt, dass bei der Firma Ackermann & Schmitt – so hieß das Unternehmen noch bis zum Verkauf 1996 – insgesamt acht Zwangsarbeiter im Einsatz waren. Die Firma Ackermann & Schmitt wurde damals während der NS-Zeit dazu verpflichtet, für die Rüstung Güter herzustellen, und im Zuge dessen kamen dann die Zwangsarbeiter ins Unternehmen. Manche nur wenige Tage, die längsten waren acht bis neun Monate im Unternehmen beschäftigt. Wir haben dann überlegt: ‚Was können wir machen, um dieser Vergangenheit – oder besser der Verantwortung, die aus dieser Vergangenheit entstanden ist – gerecht zu werden?‘ Und haben dann gesagt: ‚Wir würden gerne etwas in die Aufklärung reinstecken, in die Vorbeugung, in die Schulung.‘ Wir haben recherchiert, was es da für Organisationen gibt, die wir bedenken können, und sind relativ schnell über eine Google-Recherche auf die Stiftung EVZ gekommen. Wir haben uns damit auseinandergesetzt, was die Stiftung macht, was der Stiftungszweck ist und festgestellt, dass es gut zu dem passt, wo wir eigentlich hinwollten und was wir unterstützen wollten. So kam es denn, dass wir uns für eine Spende an die Stiftung EVZ entschieden haben.

Es war ja gar nicht so leicht der Firmenhistorie nachzuspüren. Sie mussten schon an verschiedene Archive herantreten, um diese Geschichte zutage zu fördern.

Ja, das ist richtig. Wir sind über mehrere Archive gegangen. Die Firma Ackermann & Schmitt war damals noch in Großbottwar ansässig – das ist ein Ort fünf Kilometer entfernt vom heutigen Firmensitz. Wir haben zum einen die Militärarchive angefragt, da einer der beiden Gründer auch zum Militär eingezogen wurde. Der andere durfte im Unternehmen bleiben. Wir haben dann das Archiv zur Aufklärung von Verbrechen im Nationalsozialismus in Ludwigsburg kontaktiert und haben auch das Landesarchiv von Baden-Württemberg kontaktiert. Von allen Archiven kamen negative Rückmeldungen und es sah so aus, als ob es damals weder Kriegsverbrechen noch Zwangsarbeit bei der Firma Ackermann & Schmitt gegeben habe. Eigentlich waren wir schon durch mit unserer Recherche, hatten auch bereits in Großbottwar im Archiv angefragt. Dort war auch die erste Meldung negativ. Und als wir das Thema für uns gedanklich abgehakt hatten, kam doch noch die Rückmeldung aus dem Rathaus in Großbottwar, dass sie etwas gefunden hätten. Das waren Aufstellungen über acht Personen, die bei Ackermann & Schmitt als Zwangsarbeiter beschäftigt waren, sodass wir uns im Anschluss noch einmal damit auseinandergesetzt haben.

Die umfangreiche Recherche zeigt ja auch, dass Ihnen das wichtig ist: die Firmengeschichte und auch die wechselvolle Firmengeschichte. Welche Rolle spielt denn die Historie der Firma und die auch lange Tradition der Firma in der heutigen Geschäftstätigkeit?

Grundsätzlich sind wir stolz auf unsere Vergangenheit und gespannt auf die Zukunft. Das ist auch einer unserer Slogans im Unternehmen: „Proud past, exciting future“. Aber natürlich gibt es auch Zeiten, auf die man nicht stolz sein kann – gerade die Zeit des Nationalsozialismus. Wir können, was damals geschehen ist, nicht rückgängig machen. Wir können aber verantwortungsvoll damit umgehen. Wir können schauen, dass wir in Aufklärung investieren, in Schulungen, vorbeugende Maßnahmen, dass so etwas, was damals stattgefunden hat, sich einfach nicht wiederholt.

Bei den Tagen der offenen Tür habe Sie ja auch die Geschichte präsentiert. Wie haben Sie dieses Kapitel der Zwangsarbeit dort dargestellt?

Auch hier hatten wir eigentlich unsere ganzen Präsentationstafeln – wir hatten so eine Art Historien-Parcour für den Tag der offenen Tür – schon komplett fertiggestellt, nachdem wir davon ausgegangen sind, es hätte bei Flex keine Zwangsarbeit gegeben. Nach der Rückmeldung des Stadtarchivs Großbottwar, dass es Zwangsarbeiter gab, haben wir diese Tafeln noch einmal überarbeitet. Wir haben insbesondere die Tafel für die Anfangszeit – das Unternehmen war ja in den 1940er Jahren gerade mal 20 Jahre alt – noch einmal überarbeitet und das Kapitel der Zwangsarbeit mit in die Tafel aufgenommen. Wir haben uns dabei eindeutig positioniert, dass wir uns der Verantwortung stellen und entsprechend eine Spende getätigt haben, um dieser Verantwortung gerecht zu werden.

Sie haben schon betont, wie wichtig Ihnen auch die Vorbeugung ist, das verantwortungsvolle Handeln in die Zukunft und zeigen das ja auch über das gesellschaftliche Engagement der Firma Flex. Was bedeutet das für Sie als CSR im Unternehmen?

Wir haben insgesamt ein sehr offenes Unternehmen, einen sehr offenen Umgang miteinander ohne Diskriminierung. Wir haben eine Multi-Kulti-Truppe bei uns, wir haben eigene Tochtergesellschaften und eine chinesische Muttergesellschaft. Bei uns ist jeder gleich. Es gibt kein Mobbing, es gibt keine Diskriminierung. Und es ist uns natürlich auch wichtig, dass diese Werte nach außen getragen werden. Das leben wir als Management vor und das erwarten wir auch von unseren Mitarbeitern. Und wenn wir da etwas tun können, indem wir gemeinnützige Vereine unterstützen, die auch in diesem Bereich tätig sind, dann stellen wir uns dieser Verantwortung und schauen, dass wir das Beste draus machen können.

Lieber Herr Meier, vielen Dank im Namen der Stiftung EVZ an Sie und alle Ihre Kolleginnen und Kollegen für die Spende und danke für das Gespräch.

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