Mit „MEMO Deutschland – Multidimensionaler Erinnerungsmonitor” erforscht das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung Bielefeld (IKG) seit 2018, was, wie und wozu Bürger:innen in Deutschland historisch erinnern. Ziel ist die empirische Dokumentation der in Deutschland vorherrschenden Erinnerungskultur, erfasst in Form einer repräsentativen Meinungsumfrage im Bevölkerungsquerschnitt.
Ein Fokus liegt dabei auf dem Erinnern an die Shoah und die Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung von Menschen und Menschengruppen in der Zeit des Nationalsozialismus. MEMO Deutschland zeigt auf, was für Bürger:innen historisch bedeutsam ist und welche Einstellung sie selbst zur Erinnerungskultur haben. Es gibt zahlreiche Debatten darüber, wie es um die Erinnerungskultur in Bezug auf den Nationalsozialismus steht. MEMO liefert die Daten dazu, welche Erinnerungskultur sich in den Wahrnehmungen und Erfahrungen der Bürger:innen widerspiegelt. Damit sollen die Debatten versachlicht werden. Die abgefragten Einschätzungen liefern zudem Impulse für eine zeitgemäße historisch-politische Bildung in Deutschland.
Alle Studien sind auch auf englisch und teilweise auf russisch erhältlich. Seit 2020 erscheint zusätzlich ein Fokusbericht, der die wichtigsten Ergebnisse zusammenfasst.
Differenziertes Wissen zur nationalsozialistischen deutschen Vergangenheit kann dazu beitragen, Instrumentalisierung und Relativierung der Geschichte entgegenzutreten. Dies ist ein Fazit des vom Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld vorgelegten Studie MEMO IV (2021). Mit Blick auf geschichtsrevisionistische Vorfälle bei den sogenannten „Corona-Demonstrationen” wurde erhoben, wie die Umfrageteilnehmenden auf NS-Vergleiche reagieren. Die Studie zeigt, dass knapp 90 Prozent der Befragten es bei direkter Nachfrage ablehnen, das Leiden der deutschen Bevölkerung während der Covid-19-Pandemie mit dem Leid von Menschen während der NS-Zeit gleichzusetzen.
"MEMO zeigt, dass Menschen, die Verschwörungserzählungen glauben, eher die Bevölkerung während der NS-Zeit von Verantwortung entlasten, das Leiden der NS-Opfer mit dem der Täter gleichsetzen und an der Verfolgung der Jüdinnen und Juden zweifeln“, Prof. Dr. Andreas Zick, Institutsleiter Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG), Universität Bielefeld.
„Digital ja, aber zum verstehenden und mitfühlenden Erinnern gibt es keinen Königsweg. Wir nehmen das Resultat auch als Auftrag, in unserer Förderung auszuloten, wie Innovation, Didaktik und die Vermittlung dieser Ansätze zusammenkommen können – über Lernformen, Altersgruppen und Länder hinweg. Umso wichtiger ist vor dem Hintergrund der MEMO-Ergebnisse eine lebendige Erinnerungskultur, die Neugierde weckt, Bezüge herstellt und möglichst viele Menschen in unserer Gesellschaft anregt, sich aktiv mit historischem Wissen auseinanderzusetzen.“ Dr. Andrea Despot, Vorstandsvorsitzende der Stiftung EVZ, zur MEMO Studie.
In der dritten Studie wurde differenziert erhoben, wie viel die Befragten über verschiedene Aspekte des Nationalsozialismus zu wissen glauben: etwa das Wissen über den Alltag und die Einstellungen der deutschen Bevölkerung in der NS-Zeit. Filme als konkrete Wege der Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus wurden genauer erfasst sowie die rückblickende Interpretation, was 1945 in Deutschland geschah – Kriegsende, Niederlage oder Befreiung?
Mit der Studie können erste Entwicklungsverläufe in Deutschland nachgezeichnet werden. MEMO II vertieft Themenschwerpunkte, die in der ersten Befragung nur angerissen wurden. Insbesondere die Wahrnehmung und die Wege der Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland wurden differenzierter erfragt. MEMO II wurde im November und Dezember 2018 nach einer kritischen Reflexion der Ergebnisse mit Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis der Erinnerungskultur durchgeführt.
Mit dem „Multidimensionalen Erinnerungsmonitor“ (MEMO) wird untersucht, was, wie und wozu Bürgerinnen und Bürger in Deutschland historisch erinnern. MEMO I wurde von Dezember 2017 bis Februar 2018 als repräsentative Telefonumfrage durchgeführt. Die Ergebnisse wurden in Form dieses Berichts für eine breite Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Die Studie ist als Langzeitbeobachtung konzipiert.
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Michael Papendick, Projektleiter der Studie beim Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung Bielefeld (IKG)