Wer berichtet von früher und warum? Was wird erzählt und worüber wird geschwiegen? Zeitzeugnisse von Überlebenden des Holocaust gelten als Garanten eines lebendigen Geschichtsbewusstseins. Die partizipative Ausstellung „Zeitzeugenschaft? Ein Erinnerungslabor“ im Historischen Museum Frankfurt richtet den Blick auf Familiengeschichten, Diktaturerfahrungen, Bildungswege, politische Kämpfe, Migration, der Umgang mit Krisen – und lädt das Junge Schauspiel darin zum künstlerischen Forschen ein. In einer vielstimmigen Performance zeigt ein diverses Ensemble, warum die Erzählungen von Zeitzeug:innen für uns heute relevant sind und Lebensgeschichten weitererzählt werden sollen.

Warum macht ihr bei dem Theaterprojekt „Zeit für Zeug:innen“ mit?

Isabella Beebe: Aus der Pandemiezeit heraus, entwickelte sich in mir ein merkwürdiges Gefühl, das ich kaum beschreiben kann. Abgeschiedenheit trifft es vielleicht am ehesten. Das Performanceprojekt gibt mir die Möglichkeit, diverse neue Menschen kennenzulernen und Bindungen einzugehen, auf einer persönlicheren Ebene. Wir sind uns als Ensemble nähergekommen und das finde ich wunderschön!

Yevheniia Posmetieva: Das Thema, über das wir sprechen, hat mich wirklich berührt. Ich glaube, dass es ein wichtiger Teil der Geschichte ist und nicht vergessen werden darf. Die Vergangenheit kann man nicht vergessen, man kann sie nur akzeptieren und studieren, damit sich solche Fehler nicht wiederholen.

Was verbindet ihr persönlich mit Zeitzeugenschaft?

Isabella Beebe: Kurz ausgedrückt: Eine persönliche Überwindung. Zeitzeug:innen haben in ihrem Leben enorme Ungerechtigkeit und Unglück erfahren müssen, somit geht Zeitzeugenschaft für mich immer zu einem gewissen Grad mit Schmerz einher. Diskriminierung zu erfahren und diese zu bewältigen, sei es allein oder durch die Hilfe anderer, ist das, was Zeitzeugenschaft für mich ausmacht.

Abdul Noorzei: Für mich bedeutet Zeitzeugenschaft, aus erster Hand von erlebter Geschichte zu lernen, wichtige Erfahrungen zu bewahren und daraus für die Zukunft Verantwortung zu ziehen.

Findet ihr es wichtig, dass wir uns in Deutschland mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinandersetzen? Wie macht ihr das am liebsten: Theater, Filme und Serien, Bücher…

Pia Ackfeld: Meiner Meinung nach müssen wir aus der Geschichte lernen, um die Zukunft zu verbessern, und das geht nun mal nur durch Auseinandersetzung mit diesen Themen. Auf einer persönlichen Ebene hatte ich durch meine Großeltern immer irgendeinen Zugang zu den Geschehnissen des zweiten Weltkrieges und habe mir erhofft, durch unsere Performance auch für andere Leute einen Zugang zu solchen Thematiken schaffen zu können.

Liam Belgorodski: Solche Ereignisse wie der Nationalsozialismus dürfen sich auf keinen Fall wiederholen, daher ist Erinnerung an sie äußerst wichtig. Und da man in modernen Zeiten moderne Übermittlung braucht, scheinen Performances, Filme und Serien die beste Methode zu sein.

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