Wir stehen an der Seite von Staat und Zivilgesellschaft der demokratischen Ukraine. Wir verurteilen alle Versuche, die europäische Friedensordnung in Frage zu stellen und wir lehnen die Instrumentalisierung der Geschichte zur Legitimation des Krieges ab. 

All die Lehren und Errungenschaften aus der Geschichte – regelbasierte Weltordnung, allgemeine Menschenrechte und ein humanitäres Völkerrecht, das Zivilbevölkerung vor militärischen Angriffen schützt, – werden von den russischen Machthabern hier in Europa mit Füßen getreten. 

Wie hilft die Stiftung EVZ?

Vor dem Hintergrund ihrer Gründungsgeschichte ist die Stiftung EVZ seit zwei Jahrzehnten besonders in Mittel- und Osteuropa aktiv, der Ukraine gilt ein Schwerpunkt. Seit 2003 hat die Stiftung EVZ rund 700 Projekte mit zum Teil langjährigen Partner:innen in der Ukraine gefördert.

Am 25.02.2022 bot die Stiftung EVZ derzeit laufenden Projekten an, bereits bewilligte Projektgelder für Soforthilfsmaßnahmen zu verwenden. Die Unterstützung für unsere ukrainischen Partner:innen läuft seitdem auf Hochtouren, vor allem in unseren Förderteams. Projektträger:innen aus der Ukraine können im Rahmen bestehender Bewilligungen Zuwendungen flexibler und weitere Mittel zeitnah abrufen, solange das Bankensystem funktioniert. Wir halten den direkten Kontakt zu unseren Projektträger:innen in der Ukraine und sind für Anfragen und Unterstützungswünsche ansprechbar. 

Das Kuratorium der Stiftung EVZ hat zudem ein Solidaritätsbudget für das Jahr 2023 verabschiedet. Hierfür sind 800.000 Euro, 10 Prozent des geplanten Fördervolumens der Stiftung EVZ im Jahr 2023, eingeplant. Mit den Mitteln können gezielt Projekte zur Stärkung des Engagements von Geflüchteten, der Aufbau von Exil-Strukturen und weitere Solidaritätsprojekte der Zivilgesellschaft in der Ukraine, Belarus und Russland gefördert werden. 

Besonders besorgt uns die Lage der der Überlebenden der NS-Verfolgung – nach Schätzungen betrifft dies ca. 42.000 Menschen. Sie sind akuter Lebensgefahr, möglicher Re-Traumatisierung und stärkerer Vereinsamung als Nachwirkung der Corona-Pandemie ausgesetzt. Auch hier flexibilisieren wir unsere Förderung, um zielgerichtet helfen zu können.

Beispielhaft hierfür ist das Projekt des Regionalverbands Dnepropetrowsk des Ukrainischen Nationalen Verbands der Häftlinge und Opfer des Nazismus (USWShN) in der Stadt Dnipro. Ein häuslicher Pflegedienst für NS-Überlebende im Gebiet Dnipropetrowsk bietet praktische und materielle Hilfen für über 100 NS-Verfolgte. Die Mitglieder des Opferverbands haben sich am 5. März mit einem Videobeitrag an die russischen Mütter und gegen den Krieg gewandt.

Video ukrainischer Überlebender von NS-Verfolgung (Kopie 1)

Video

Videobotschaft ukrainischer Überlebender von NS-Verfolgung

Ehemalige Häftlinge und Opfer der Nazi-Verfolgung der Regionalgruppe Dnipropetrowsk des Ukrainischen Verbandes der Gefangenen appellieren an die Mütter der Soldaten aus Russland und Belarus, den Krieg zu beenden.

Wie und was wir fördern

Soforthilfe

  • 1.636.409 Euro

    wurden für 42 Projekte in der Ukraine als Soforthilfe bereits bewilligt (Stand: 20.10.2022)

Breites Bündnis für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine

Am 9. März 2022 haben mehrere Gedenkstätten, Museen, Vereine und Initiativen in Deutschland als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ein Hilfsnetzwerk für NS-Überlebende in der Ukraine gegründet. Ziel ist es, den Menschen in der Ukraine, die unter der nationalsozialistischen Diktatur gelitten haben, zu helfen, den neuen Krieg zu überstehen. Seitdem sammelt das Hilfsnetzwerk Spenden für NS-Überlebende sowie Partnerorganisationen und Fachkolleg:innen. Primär werden Geldspenden an die Menschen direkt individuell ausgezahlt oder gezielt dringend benötigte Hilfsgüter gekauft. Zudem werden Transporte von Hilfsgütern wie Ladegeräten und warme Kleidung in die Ukraine organisiert. Insgesamt hat das Netzwerk bis Ende 2022 schon 174.600 Euro gesammelt und damit 1.154 Menschen erreicht. Zudem wurden über das Hilfsnetzwerk weitere humanitäre Hilfsleistungen anderer Organisationen koordiniert. Aus dem Hilfsnetzwerk heraus entstand mit Hilfe des Museums Berlin-Karlshorst das Projekt zur Archivgutsicherung in der Ukraine: 2022 konnten 48 Museen, staatliche, regionale und spezialisierte Archive, nationale kulturhistorische Naturschutzreservate, Bibliotheken, Forschungsinstitute und andere kulturelle Einrichtungen unterstützt werden, ihre Ausstellungs- und Archivobjekte zu sichern.  

Kontakt für Presseanfragen:

Ragna Vogel

Tel.  01520 4756887

Spendenkonto bei der Berliner Volksbank:

Empfänger: Kontakte-Kontakty
IBAN: DE59 1009 0000 2888 9620 02
BIC: BEVODEBB

 

Spenden Hilfsnetzwerk

  • 174.600 Euro

    Spendengelder erreichten bis Ende 2022 insgesamt 1.154 Menschen – NS-Überlebende und ihre Angehörigen

Tochter von Viktor Karpus,

Es ist sehr berührend, dass Sie sich in einer schwierigen Zeit für unser Land und an uns erinnern, uns unterstützen, sich Sorgen machen! Leider kann das Unternehmen, wo ich arbeite, jetzt nicht mehr sein Geschäft führen und uns ein Gehalt zahlen. Und ihre Hilfe ist wie ein Wunder! Ich bin sehr froh, dass mein Vater mich mit nach Weimar genommen hat und ich dort wunderbare Menschen kennengelernt habe!
Tochter von Viktor Karpus,
Überlebender des KZ Buchenwald

Soforthilfeprojekte für Überlebende des Genozids an den Rom:nja

„Ich hoffe, Ihre Kuchen bringen wirklich den Frieden für die Ukraine“ – sagte Magdalena Kosoruw, eine 77-jährige Romni aus Uschhorod, weinend, als ihr der traditionelle ukrainische Osterkuchen überreicht wurde. Die Aktion „Friedensosterkuchen“ fand im Rahmen des Soforthilfeprojekts für Überlebende des Genozids an den Rom:nja, ihre Familien und Rom:nja-Flüchtlinge aus den umkämpften oder zerstörten Gebieten in Süd-, Ost- und Zentralukraine statt. Rund 300 Rom:nja werden im Projekt mit Lebensmitteln, Trinkwasser, Kleidung und Medikamenten versorgt. Sie bekommen Schlafplätze, Unterstützung bei der Evakuierung ins Ausland sowie juristische, psychologische und soziale Hilfe. Das Projekt der transkarpatischen Roma-Jugendorganisation „Patiw“ (auf deutsch Würde) ist eines der 25 Soforthilfeprojekte für Rom:nja, die die Stiftung EVZ seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine mit rund 750.000 Euro fördert.

Mehr über das Projekt (auf Ukrainisch): https://fb.watch/cojt7baLJo/

Vidnova Stipendien

„Dieses Stipendium war eine große Unterstützung in Zeiten der Unsicherheit“ - sagt Iryna Malishevska (Lisova), eine der 24 StipendiatInnen des Vidnova-Fellowship Programms. Das Programm wurde im April 2022 ins Leben gerufen als die ersten ukrainischen zivilgesellschaftlichen Akteur:innen vom Krieg ins Ausland fliehen mussten. Ein Drittel der Stipendiat:innen sind Aktivist:innen von Rom:nja und LGBTQ+ Communities, die sich jahrelang für Menschenrechte und Gleichheit in der Ukraine eingesetzt haben. Das Programm zielt darauf ab, ukrainische Aktivist:innen zu unterstützen, damit sie sich weiter für ihr Land engagieren und gleichzeitig mit NGOs in europäischen Ländern vernetzen können. Aus einer fruchtbaren Zusammenarbeit sollten Projekte entstehen, die  davon zeugen, dass Geflüchtete keine Opfer und Empfänger von Hilfeleistungen sind, sondern Persönlichkeiten mit ihren Erfahrungen, Kompetenzen und guten Ideen.

Förderprogramm „MEET UP! Youth for Partnership”

Das Förderprogramm „MEET UP! Youth for Partnership” stärkt den internationalen Jugendaustausch zwischen Deutschland, Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Georgien, Republik Moldau und der Ukraine. Gefördert werden insbesondere internationale Jugendaustauschprojekte, die Qualifizierung von Fachkräften und die Partizipation junger Menschen.Die Projekte unter Beteiligung ukrainischer Vereine mussten 2022 mit vielen Problemen kämpfen, die infolge des russischen Angriffskriegs entstanden sind. Trotzdem wurden sie erfolgreich und mit guten Ergebnissen umgesetzt! 

Förderprogramm local.history

Mit dem Förderprogramm local.history international unterstützt die Stiftung EVZ lokal und regional aktive Geschichtsinitiativen aus Mittel- und Osteuropa. Gefördert werden Projekte zur Aufarbeitung und Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges. In der Ukraine und im polnischen Grenzgebiet konnten Projektträger:innen ihre Arbeit flexibilisieren und auf die aktuelle Notlage anpassen: Zwei Projekte aus Uschgorod und Riwne (Ukraine) sowie ein polnisches Projekt aus der ukrainisch-polnischen Grenzregion erhalten Soforthilfemaßnahmen von insgesamt 54.930 Euro: Lebensmittel, Transportkosten, medizinische Güter, Hygieneartikel und Funkgeräte. Diese Mittel sind bereits bei den Projektträgern angekommen und werden zur Versorgung der geflüchteten Menschen genutzt. 

Die ukrainische NGO Kapl Vested setzt sich für den Schutz der Menschenrechte und Demokratie in der Ukraine ein. Ein Erinnerungsprojekt über den Porajmos (Völkermord an den europäischen Roma in der NS-Zeit) wurde kurz vor Kriegbeginn fertig gestellt: https://porajmos.com.ua

„MediaLab der Erinnerungen"

„Die Geschichte ist gnadenlos gegenüber dem Schicksal eines Einzelnen, besonders wenn die ungelernten Lehren der Vergangenheit es dem Bösen ermöglichen, neue Formen und neue Macht zu erlangen, wie es jetzt der Fall ist. Deshalb ist es so wichtig, die Erinnerung an historische Ereignisse zu bewahren und an die Nachwelt weiterzugeben“ – schrieb die ukrainische Projektleiterin Marichka Paplauskaite des Ukrainischen Ateliers für Kultur und Sport e.V., Stuttgart. Im Projekt sind junge Journalist:innen aus der Ukraine und Fotograf:innen und Illustrator:innen aus Deutschland zusammengekommen, um die Berührungspunkte zwischen Vergangenheit, insbesondere den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges, und Gegenwart, vor allem dem heutigen Krieg in der Ukraine, zu erforschen. Daraus ist eine zweisprachige Sonderausgabe des Magazins „Gelblau" mit literarischen Reportagen und kunstvollen Illustrationen entstanden.

Projekt NGO Kyiv educational center "Tolerspace"

In diesem Projekt sollten Geschichtsrundgänge für Schulklassen über die Lokalgeschichte des Holocaust und Zweiten Weltkriegs in vier ukrainischen Städten entwickelt werden, die über eine Website auf mobilen Geräten abrufbar sind. Lokale Lehrkräfte nehmen an Trainings über neue Ansätze in der historischen Bildung teil. Das Projekt ist weiterhin aktiv, obwohl die Inhalte sich aufgrund des Krieges geändert haben. Der Träger organisiert daher seit März 2022 Veranstaltungen zur historischen Bildung sowie Webinare zur traumasensiblen Arbeit und Selbstfürsorge für Lehrkräfte, individuelle psychologische Beratungen für Lehrkräfte und NGO-Aktivist:innen und Programme in Slavske zur Unterstützung der psychischen Gesundheit von Jugendlichen, die ihre Eltern  im Krieg  verloren haben. 

Soforthilfe für LGBTIQ Community in der Ukraine

Vier ukrainische LGBTIQ - Organisationen haben sich zusammengeschlossen, um ein gemeinsames Projekt “United in response: Humanitarian aid efforts for LGBTQI community in 3 regions of Ukraine” durchzuführen. Die NGOs „Gender Zed“ (Saporischschja), „KyivPride“ (Kyjiw), „Sphäre“ und „Spektrum“ (Charkiw) unterstützen mit knapp 65.000 Euro die LGBTIQ-Gemeinschaft. Durch die Förderung erhalten Menschen Lebensmittel und psychologische Betreuung. Außerdem können die Organisationen ihre Büros finanzieren, die schon zu einem „Ort der Unterstützung und des Vertrauens geworden sind“ – so Lenny Emson, Direktor der NGO „KyivPride“. Die NGO “Sphäre“ aus Charkiw unterstützt Menschen, die aufgrund des Krieges ihre Arbeit verloren haben, indem sie berufliche Kurse und Arbeitsmaterialien bezahlt. Darüber hinaus koordinieren die NGOs eine Notunterkunft für Binnenvertriebene aus der Community in Lwiw.

Statements und Allianzen

Der Vorstand der Stiftung EVZ hat am 24.02.2022 ein Statement zur aktuellen Lage in der Ukraine veröffentlicht. Gemeinsam mit Erinnerungsorten zu NS-Zwangsarbeit rufen wir in einer Erklärung zur Solidarität mit der Ukraine auf. 

Die gemeinsame Erklärung des Russland-NATO Expertendialogs, dem auch der EVZ-Kurator für die Russische Förderation Vladimir P. Lukin angehört, fordert u.a. die bedingungslose Einstellung der Kampfhandlungen und eine Zusammenarbeit zu humanitären Fragen in den Konfliktzonen.  

Eine Liste von Stellungnahmen anderer Institutionen finden Sie hier.

Dr. Andrea Despot, Vorständin der Stiftung EVZ

Unser Platz ist an der Seite der Zivilgesellschaft, der Selbstorganisationen, der Akteur:innen von NGOs und den Menschenrechtsaktivist:innen in der Ukraine, in Russland und den Ländern in unserer europäischen Nachbarschaft.
Dr. Andrea Despot, Vorständin der Stiftung EVZ

Sie haben Fragen oder Anregungen für Unterstützung?

Schreiben Sie an